: Osthoff zéro point
Susanne O. schafft nicht mal die Nominierung zum 42. Adolf-Grimme-Preis. Dieses Schicksal teilt sie mit RTL
Nein, sie ist nicht dabei: Die zuständigen Kommissionen haben es verschmäht, Susanne Osthoff für ihre innovativen TV-Auftritte der letzten Zeit für den Grimme-Preis zu nominieren. Dafür steht immerhin eine andere Preisträgerin schon jetzt fest: Elke Heidenreich. Das ist zwar nicht ganz dasselbe, aber Frau Heidenreich bekommt ihn als TV-Gesamtkunstwerk für ihre „hellen Programmeigenschaften“ wie „Witz, Schlagfertigkeit, Wachheit, Geistesgegenwart“ und noch so ein paar Begriffe aus dem Synonym-Lexikon. Das Ganze nennt sich „Besondere Ehrung“ und wird vom Stifter des Grimme-Preises, dem Deutschen Volkshochschulverband verliehen.
Ansonsten bieten die Nominierungen für Deutschlands wichtigsten Fernsehpreis, den man nach Einspruch von ein paar Markenfuzzis aus Hollywood nicht mehr TV-Oscar nennen darf, das übliche Bild. Schon jetzt haben die öffentlich-rechtlichen Kanäle haushoch gewonnen, und die Privaten sind quasi nur noch aus professionellem Mitleid dabei: mit ganzen fünf von 56 Nominierungen.
Alte private Bekannte
Zwei gehen dabei an alte Bekannte: Bastian Pastewka (diesmal für Sat.1 und sein Brötchenholen in „Pastewka“ nominiert) und „Stromberg“ (Pro 7) waren auch im Vorjahr schon platziert, gingen bei der Preisvergabe aber unter. Sat.1 kann dank Anneke Kim Sarau („Ich liebe das Leben“) doppelt hoffen, RTL geht dieses Jahr völlig leer aus. Dafür findet sich MTV in der für Schräges immer offenen „Spezial“-Kategorie wieder – für „Pimp my Fahrrad“ als „parodistische Adaption“ der US-Auto-Aufmotzshow „Pimp My Ride“. Die natürlich völlig ernst gemeint ist, oder was?
Kurt Krömer über alles
Bei den öffentlich-rechtlichen nominiert sind Heinrich Breloers Doku-Drama „Speer und Er“ (ARD), Dieter Wedels Zweiteiler „Papa und Mama“ (ZDF), gleich fünf Filme aus der WDR-Reportagereihe „die story“ plus „Tagesthemen“-Frontfrau Anne Will.
Gleich doppelt nominiert ist auch Kurt Krömer: Als Mensch und Autor für „die Idee, die televisionäre Inszenierung, Konzeption und Präsentation“ seiner „Kurt-Krömer-Show“ im RBB. Und gleich mit der ganzen Familie für sein Talkshow-Format „Bei Krömers“, in der er gemeinsam mit Mutter Ingrid, Opa Gerd und Schwester Anja Prominente bei sich zu Hause empfängt.
Die Grimme-Preise werden am 31. März in Marl verliehen. Doch einer kommt auch dieses Jahr um die Reise ins nördliche Ruhrgebiet herum: Harald Schmidt. Der jahrelange Marler Dauergast ist im Grimme-Jahr 2005/2006 erneut nicht nominiert. Obwohl er doch mittlerweile richtig lange wieder eine Sendung hat. STEFFEN GRIMBERG
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