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Gerüchte um einen neuen Job

Allein unter Feinden: Mit steinerner Miene stellte sich Jost de Jager im Juni 2010 einer wütenden Zahl von Studierenden der Uni Lübeck und verteidigte gegen „Versager“-Rufe die Sparpläne der Landesregierung, in der er das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft führte. Schwarz-Gelb in Kiel wollte die medizinische Fakultät in Lübeck schließen – ein Affront, den die Hansestädter ihm übel nahmen.

Nun könnte de Jager, der inzwischen Polit-Rentner ist, ausgerechnet in Lübeck einen neuen Job finden, glauben die Lübecker Nachrichten. Sie sehen Anzeichen, dass der 48-Jährige den Posten des IHK-Hauptgeschäftsführers übernimmt. Der bisherige Stelleninhaber, Matthias Schulze-Kleinfeldt, war abberufen worden, als Grund nennt IHK-Präses Friederike Kühn ein „nachhaltig gestörtes Vertrauensverhältnis“. Das Gerücht um de Jager verneinen beide Seiten. Aber angeblich war er bereits für den Posten des Geschäftsführers der Kieler IHK im Gespräch.

De Jager, der seit 1996 Berufspolitiker ist, sucht noch eine Stelle. Der gelernte Journalist, der im Herbst 2011 den Vorsitz der CDU in Schleswig-Holstein übernahm und die Partei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf führte, hatte bei der Abstimmung im Mai 2012 größtmögliches Pech: Seine Partei wurde zwar knapp stärkste Kraft, für die Regierung reichte es aber nicht. Weil die Konservativen alle Sitze im Parlament durch Direktkandidaten besetzen, blieb de Jager trotz Platz 1 der Landesliste außen vor.

Noch ein gutes halbes Jahr behielt er nach dem Motto „Verantwortung ohne Mandat“ den CDU-Vorsitz und versuchte die Partei zu modernisieren. Kurz nach Weihnachten legte er überraschend das Amt nieder. Seit November 2012 gehört de Jager dem Aufsichtsrat des Windpark-Unternehmens Denker und Wulf.  EST

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