Fotoflut über der Welle: Kunst in der Klinik
Hajo Schiff
Rund 300 Millionen Bilder werden jeden Tag allein auf Facebook hochgeladen. Kann da die Fotografie überhaupt noch einen Wert haben? Vielleicht fangen die leeren Bilder erst wieder an zu sprechen, wenn sie gequält werden, wenn sie vom scheinbar selbstverständlichen Kontext getrennt werden, wenn sie analytisch zerstört, verschnitten, überarbeitet und neu zusammengefügt werden. Das Pilotprojekt „040 Festival für Fotografie in der Gegenwartskunst“ widmet sich in seiner ersten Hamburger Ausgabe den „Zerstörten Bildern“ und zeigt rund 100 Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus Berlin, Bielefeld, Hamburg, Leipzig, London, Mailand und Paris. Frappant Galerie, Zeiseweg 9, 8. 6., 9. 6. sowie 12. bis 16. 6., je 14–20 Uhr. www.facebook.com/zerstortebilder.kapselfotografiefestival
Ist „Juste à flot“ – „gerade eben über Wasser“ – zu sein schon ein Notfall oder ein gekonntes Vergnügen? Mit einem französischen Wortspiel im Titel lässt der Künstleraustausch der FRISE mit Marseille das Bezugsniveau offen. Die vier Künstlerinnen und Künstler Sylvie Réno, Claire Dantzer, Émilie Lasmartres und Franck Lesbros werden drei Wochen im Gastatelier verbringen und zeigen ihre neuesten Arbeiten. Die mit Kartonagen arbeitende Sylvie Reno ist zudem auf der Altonale vertreten. „Juste à flot“, Eröffnung: Sa, 8. 6., 19 Uhr, FRISE – Künstlerhaus Hamburg, Arnoldstraße 26–30, Fr–So 16–18 Uhr. Bis 23. Juni. www.frise.de
Marseille ist auch das Stichwort für die Gruppe Yassemeqk: 13 Kunststudenten der dortigen Uni haben sich vor zwei Jahren entschlossen, als Kollektiv geschlossen nach Berlin überzusiedeln und dort gemeinsam zu arbeiten, ohne die eigene Handschrift zu verbergen. Jetzt stellt das Gruppenexperiment auf dem Hamburger Kiez aus.
Yassemeqk, Eröffnung: Sa, 8. 6., 20 Uhr, Affenfaust, Detlev-Bremer-Straße 15, Mi + Do 15–21, Sa 14–18 Uhr. Bis 22. 6. www.affenfaust.org , www.yassemeqk.com
Gute Ateliers gibt es für die Kunst viel zu wenig, aber für Ausstellungen finden sich immer gern temporäre Spielorte bei Modernisierungen und Umnutzungen: Das Bethanien-Krankenhaus in Hamburg-Eppendorf steht derzeit leer und wird in den nächsten Jahren für genossenschaftlichen Wohnungsbau und Kulturnutzung umgebaut. Dieses Wochenende ist es aber zunächst Ausstellungsort für das Projekt Kunstklinik: 40 Hamburger Künstler und Künstlergruppen sowie künstlerische Initiativen speziell aus der Behindertenhilfe verwandeln 50 ehemalige Krankenzimmer mit Kunst. Sa, 8. 6., 12–22 und So, 9. 6., 12–18 Uhr, ehemaliges Krankenhaus Bethanien, Martinistraße 44, www.kunstklinik-bethanien.de
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