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POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Heute Abend wird in der Marianne (Mariannenstraße 6, 19 Uhr) „über den Zusammenhang von Finanzkrise, Antisemitismus und Rassismus“ gesprochen. Claudia Globisch spricht darüber, dass gerade in Krisenzeiten eine „Anrufung von Gemeinschaft“ erfolgt und diese wiederum schnell zu Ausschlüssen führt. Da sich ihrer Meinung nach antisemitische Argumentationen besser als rassistische dafür eignen, sich bestimmter, vor allem nationaler Gemeinschaftskonstruktionen zu versichern, meint Globisch, dass in Krisen insbesondere der Antisemitismus Hochzeiten erlebt. Ein sehr interessantes Thema!

Am Samstag wird im Projektraum H48 (Hermannstraße 48, 19.30 Uhr) – und abseits der Linken Buchtage, die parallel dazu stattfinden – ein Buch präsentiert, und zwar der Sammelband „Soziale Kämpfe in Ex-Jugoslawien“. Der Herausgeber, Michael G. Kraft von der Universität Linz, wird aufzeigen, wie sehr nach dem blutigen Ende Jugoslawiens und der von Tito konzipierten Arbeiter_innenselbstverwaltung der soziale Druck in Slowenien, Montenegro, Kroatien oder Serbien gewachsen ist und wie sehr auch die angestrebte EU-Mitgliedschaft beider Staaten zu weiteren einschneidenden Maßnahmen im Sozialbereich führt. Eine Frage ist, inwieweit die jetzt aufbrandenden sozialen Proteste im Windschatten der weltweiten sozialen Erhebungen stehen. Sicherlich wird auch untersucht werden, inwieweit diese Proteste, gerade in Kroatien und Serbien, auch von einer nationalistischen Rechten geprägt sind, die die EU verteufeln, allein weil sie um ihren Nationalstaat fürchten.

Am Montag wird in der Tristeza (Pannierstraße 5, 19 Uhr) über die europäische Asylpolitik informiert, die rührige Gruppe Jimmy Boyle untersucht diesmal, warum sich etwa die Asylpolitik in Deutschland trotz der massiven Proteste der vergangenen Jahre nicht zum Positiven verändert hat. Flüchtlinge, so konstatiert die Gruppe, werden in der EU vornehmlich als ordnungspolitisches Problem betrachtet, das Menschliche hingegen wird dabei vollständig hintangestellt.

Am Mittwoch schließlich wird im Café Commune (Reichenberger Straße 157, 19 Uhr) über „Venezuela nach dem Tod Chávez’“ gesprochen. Die Frage der Veranstalter_innen, ob es sich bei Chávez’ Politik der letzten 14 Jahre „überhaupt um Sozialismus oder eher um einen linken Bonapartismus“ gehandelt habe, lässt hoffen, dass nicht einfach Revolutionsparolen nachgeplappert werden von Leuten, die die Erlösung Europas vom Kapitalismus aus dem Trikont erwarten und dem Revolutionsführer bittre Zähren nachweinen.

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