: Ein schrecklicher Ehrenmann
REGELN „Selbsternannte Richter“ (22.30 Uhr, WDR) beleuchtet die islamische Paralleljustiz
Er lebt von Hartz IV, ist von seiner deutschen Frau geschieden, hat ein langes Strafregister als Dealer und Schutzgelderpresser und wohnt in Bremen bei seiner Mutter. Mustafa Özbek ist ein sogenannter Friedensrichter. Der Kurde regelt Probleme, er braucht keinen Gerichtssaal, keine Anwälte oder Protokollanten, eine juristische Ausbildung hat er nicht. Was Recht ist, entscheidet er nach seinem persönlichem Empfinden.
Die-WDR Dokumentation „Selbsternannte Richter – Schattenjustiz bei Muslimen in Deutschland“ zeigt Mustafa Özbek in seinem Alltag in Teestuben, seinen Schlichtungsversuchen. „Weder die eine noch die andere Seite verlieren ihr Gesicht, weil ich als Vermittler dazwischengehe“, sagt er.
Der glatzköpfige Mann mit dem markanten Gesicht fährt einen BMW, aber Geld nimmt er angeblich nicht für seine Dienste.
Die Autorin Güner Balci war Sozialarbeiterin, bevor sie sich als Journalistin mit islamkritischen Fernsehbeiträgen einen Namen machte. „Ihre Filme haben die Wirkung von medialen Kettensägen“, urteilte die SZ.
Auch in dieser Dokumentation kommt sie nicht ohne die dicken Kopftuchfrauen, Dönerläden und Machotürken aus, doch gelingt es der Autorin, sich ihrem Protagonisten zu nähern. Besonders interessant und ernüchternd wird es, als Özbeks Tochter spricht. Die 21-jährige Studentin ist stolz auf ihren Vater, „weil er da reinkommt, wo die deutsche Justiz draußen bleibt“. Sie fügt sich seinen Vorstellungen, eine eigene Wohnung oder einen Freund würde Mustafa nicht tolerieren. „Für mich ist das selbstverständlich“, sagt sie. Der Vater sitzt nickend neben ihr; als er nach seinem Ehrbegriff gefragt wird, antwortet er: „Ich kann mir manchmal vorstellen, wie sich ein Mann fühlt, wenn er zum letzten Mittel greift.“ CIGDEM AKYOL
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