: Verstärker trifft Prozessor
FESTIVAL Im Rahmen der Cebit gibt es erstmals die Musik-Messe Cebit Sounds. Auf der diskutieren Experten über ihre Branche – und diverse Bands spielen auf einer Live-Bühne
VON LUKAS SANDER
Es geht auch ohne Plattenvertrag. Das haben die Arctic Monkeys aus Nordengland bewiesen. Auf ihrer Homepage und der Seite MySpace veröffentlichte die Band 2005 einige Songs. Kurze Zeit später spielte sie in ausverkauften Hallen. Heute kann fast jeder Musiker von Neil Young bis zur Schülerband einen Internetauftritt vorweisen. „Selbstvermarkung versus Fremdvermarktung“ ist deshalb ein „Panel“ der neu gegründeten Messe Cebit Sounds, zu dem die Zeitschrift DE:BUG am kommenden Mittwoch um 15 Uhr einlädt.
Die Cebit Sounds findet am Messegelände in Hannover im Rahmen der Cebit statt. „Wir wollen einen neuen Treffpunkt schaffen“, sagt Henning Wehland von der Band Söhne Mannheims und Frontmann der H-Blockx. Er sitzt im Gründungsteam der Messe. Die Branche brauche einen Platz, um sich auszutauschen. Den soll sie in Messehalle 22 finden und dort auf ihr technisches Gegenüber stoßen. Lösungsansätze sieht Wehland in Partnerschaften der Musikindustrie mit Herstellern von Hardware und Mobiltelefonen.
In der schönen neuen IT-Musikwelt ist aber längst nicht alles eitel Sonnenschein: Die Musiknutzung habe sich zwar von 1995 bis 2005 von 14 auf 45 Minuten pro Tag verdreifacht heißt es beim Verband der Musikindustrie, die Musikbranche aber klagt über einen Umsatzrückgang von 35 Prozent. Allein im Jahr 2006 seien mit 374 Millionen illegalen Downloads aus Internetbörsen 14 Mal mehr Titel heruntergeladen als in legalen Downloadshops gekauft worden. „Wer bezahlt noch für Kreativität?“, fragt sich eine Expertenrunde am 6. März um 12.30 Uhr.
Während die Fachwelt Probleme in Diskussionsrunden wälzt, erwartet den Konsumenten ein Programm mit Bands wie Lingua Loca (3. März, 17 Uhr), Die Sterne (3. März, 20.30 Uhr) und The Boss Hoss (5. März, 20.30 Uhr).
Zwischen den Diskussionsrunden finden auch weniger populäre Musiker ein Forum. Die ansonsten weitestgehend unbekannte Musik von Anges Obél kennt ein Millionenpublikum aus einer T-Mobile-Werbung. Sicher kein Zufall, dass sich im Anschluss an Obéls Auftritt (3. März, 10.30 Uhr) ein Vertreter von Sony Ericsson zum Thema „Mobile“ auslässt (11 Uhr) und danach über das Thema „Handy-Apps“ diskutiert wird (11.30 Uhr).
Dass soziale IT-Netzwerke handfeste Seilschaften nicht ersetzen, zeigt ein Blick ins übrige Programm. Dass die Band Eat The Gun (5. März, 12.30 Uhr) auftreten darf, liegt sicher auch daran, dass die drei Münsteraner alte Kumpels von Messe-Mitbegründer Henning Wehland sind. Der singt auf dem letzten Studioalbum der Band mit. Auch beim Konzert von Les Sauvignons (3. März, 12.30 Uhr) dürfte sich Wehland zuhause fühlen: Schließlich ist diese Band sein eigenes Soloprojekt. Und mit seiner „BLX Music & Entertainment GmbH“ managt er die Band des Sängers Ingo Pohlmann, der ebenfalls auf der Messebühne steht (2. März, 17.20 Uhr).
Allerdings sollte nicht der Eindruck entstehen, es handele sich um eine geschlossene Gesellschaft. Über die MySpace-Seite der Cebit Sounds konnten sich unbekannte Bands um Auftritte bewerben. Die finden von Mittwoch bis Freitag um 15.40 Uhr und am Samstag um 16 Uhr statt.
CeBIT Sounds, 2.- 6.3. 2010, Hannover, Messehalle 22
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