: Appell für ein Bleiberecht
Abschiebung nach Kabul: 21-Jährige soll aus Familie und Ausbildung gerissen werden. Lehrer rufen Parlament an
Wieder sorgt in Hamburg die Abschiebung einer jungen Afghanin für Protest: Mit einer Pressemitteilung haben sich gestern mehrere Lehrer an die Öffentlichkeit gewandt, um die für heute angesetzte Abschiebung ihrer ehemaligen Schülerin Zohra K. zu verhindern. Gleichzeitig rief die Online-Ausgabe der Emma zur Unterstützung eines Gnadengesuchs an die Bürgerschaft auf. Ihre früheren Lehrer bringen vor, die 21-Jährige befinde sich in einem Ausbildungsprogramm der EU. Zudem lebe ihre Familie in Hamburg.
Mit Eltern und zwei Schwestern war Zohra K. 2001 aus Afghanistan hierher geflohen. Sie habe sich „schnell integriert“, so ihre Lehrer in der Petition. Die Afghanin sei ein „Paradebeispiel für eine integrationsfähige Migrantin“ und könne für ihren Lebensunterhalt sorgen, „sofern man ihr die Möglichkeit gibt, ihre Ausbildung in Hamburg zu beenden“. Zohra K. lernt seit 2004 Hauswirtschafterin. 2007 sollte sie abschließen.
Der Eingabenausschuss der Bürgerschaft vertagte gestern seine Entscheidung über das Gesuch auf Montag, so dass der Flieger heute ohne die Frau startet. Zohra K. soll mit ihrem Mann abgeschoben werden. Beide sitzen in Abschiebehaft, nachdem sie im September 2005 unerlaubt nach Norwegen gereist waren. Auslöser für die Flucht sei die Abschiebeankündigung für Bashir K. gewesen und die Angst vor einer Trennung, so Lehrerin Anneliese Klumbies von der Berufsschule Uferstraße.
Die Ausländerbehörde behauptet dagegen, das Paar im Sommer vorgeladen zu haben, „um seine gemeinsame Ausreise zu besprechen“. Es falle unter das „stufenweise Rückführungsprogramm“ des Senats, so Sprecher Norbert Smekal, demnach seit Juli 2005 auch kinderlose Paare „zurückgeführt“ werden. Dass eine Abschiebung Zohra K. aus der Ausbildung gerissen hätte, „mag sein“, so Smekal. Die Frau habe aber keine Ausweispapiere besessen „und darum keine Zusage von uns, die Ausbildung beenden zu können“. EVA WEIKERT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen