: Vermüllte Städte
In Hamburg, Hannover und Göttingen hinterlässt der Streik insbesondere der Müllabfuhr deutliche Spuren
„Heute Morgen habe ich beim Spielbudenplatz schon Ratten gesehen“, klagt Ralph Gießel, Angestellter in „PJs Fun Bar“ an der Reeperbahn. Auf dem Hamburger Kiez sind die Folgen des viertägigen Streiks bei der Stadtreinigung deutlich sichtbar: Am Freitagmorgen türmt sich bereits an vielen Stellen der Müll, Abfalltonnen quellen über mit aufgerissenen Tüten, stinkenden Essensresten und Bierdosen. Die Hamburger Bevölkerung aber verhalte sich „recht diszipliniert“, sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg. „Die Leute bewahren ihren Müll wahrscheinlich im Garten oder auf dem Balkon auf.“ Lediglich in Stadtvierteln mit vielen Altbauten bestünden kaum Lagermöglichkeiten.
Ebenfalls deutliche Spuren hinterlassen die Streiks der Müllabfuhr in niedersächsischen Städten wie Hannover, Göttingen und Cuxhaven. Wobei ein Ende des Streiks, an dem sich allein am Donnerstag in Niedersachsen nach Gewerkschaftsangaben insgesamt 12.000 Angestellte des öffentlichen Dienstes beteiligt haben, nicht in Sicht ist: „Wir werden nicht nachlassen und den Druck auf die öffentlichen Arbeitgeber erhöhen“, sagte Verdi-Landeschef Wolfgang Denia am Freitag. „Das wird im ganzen Land sichtbar werden.“
Im Gegenzug forderte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Jörg Bode, über weitere Privatisierungen in der Müllentsorgung, bei Krankenhäusern und Straßendiensten nachzudenken, um die Bürger „vor Verdi zu schützen“. Leidtragende der Streiks seien Kranke, Kinder und Alleinerziehende.
In Hamburg ließen unterdessen auch Beschäftigte des Verkehrsordnungsdienstes ihre Knöllchenformulare zu Hause. Ferner gingen am gestrigen Freitag auch Schulhausmeister und sekretärinnen in den Ausstand – damit weitet sich der Streik an der Elbe auf die Schulen aus.
Vertreter von Verdi und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), deren Vorsitzender Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) ist, wollen am Montag über den Tarifkonflikt reden. Je nach Ausgang des Gesprächs könnte die Streikwelle dann auch das bisher verschonte Land Bremen erreichen.
taz/dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen