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Wenn die Uni nicht zahlt

VERWALTUNGS-CHAOS Die Uni kommt mit der Verlängerung von Verträgen studentischer Mitarbeiter nicht nach. Die Folge: kein Geld, keine Tutorien

Tutorien finden nicht mehr statt, Bibliotheken mussten ihre Öffnungszeiten verkürzen

Die Neustrukturierung der Hamburger Hochschullandschaft sollte die Lehre an den Hamburger Universitäten eigentlich verbessern. Mehr Tutorien und längere Bibliotheks-Öffnungszeiten waren eines der Hauptziele, die dabei offiziell anvisiert wurden. Viele der studentischen Beschäftigten der Universität Hamburg, die diese Verbesserungen in der Lehre möglich machen, haben jedoch seit Beginn dieses Jahres keine Löhne mehr erhalten. Ein Teil der Tutorien findet daher nicht mehr statt und auch die Öffnungszeiten verschiedener Bibliotheken mussten bereits verkürzt werden. Schuld daran ist offensichtlich das Chaos in der Universitätsverwaltung.

Eine studentische Beschäftigte aus dem Fachbereich Slavistik sagt, dass sie seit Beginn des Semesters auf ihre Bezüge wartet. Ihrer Information nach sollen die ausstehenden Gehälter ab März sukzessive nachgezahlt werden. Das Problem liege bei den Arbeitsverträgen. Die Verträge könnten aufgrund von Personalkürzungen in der Verwaltung der Universität nicht verlängert werden.

Offensichtlich besteht das Problem in der gesamten Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Frank Golczewski, Sprecher des Historischen Seminars, sagt, das Hauptproblem liege in der Umstrukturierung der Verwaltung. „Früher wurde alles dezentral bearbeitet, jetzt läuft alles über die Fakultätsverwaltung“, erklärt er das Problem. Derzeit „arbeitet die Verwaltung alles ab, und das dauert“, so Golczewski weiter. Der „bürokratische Aufwand“ sei nach der Umstrukturierung „immens gestiegen“.

Auch in anderen Bereichen der geisteswissenschaftlichen Fakultät bestehen die Probleme. Ein Junior-Professor am Institut für Slavistik klagt: „Wir haben fristgerecht die Vertragsverlängerungen für unsere studentischen Beschäftigten weitergereicht, aber diese konnten nicht bearbeitet werden.“ Auch der Asta-Vorsitzende Séverin Pabsch bestätigt: „Es ist ein Riesenproblem.“

Die von dem Bearbeitungsstau betroffenen Studenten haben sich zusammengeschlossen. Sascha Schulz, Sprecher der „Initiative der studentischen Beschäftigten an der Uni Hamburg“, bestätigt, dass im Oktober 2009 „annähernd 400 Verträge für studentische Beschäftigte nicht rechzeitig ausgefertigt werden konnten“. Auf der Vollversammlung der Universität Hamburg im Januar, trat die Initiative daher für einen Tarifvertrag ein, der ihnen eine rechtliche Handhabe in solchen Fällen gegenüber der Universitätsleitung ermöglichen soll.

Uni-Pressesprecherin Birgit Kruse räumte Probleme in der Verwaltung zum Teil ein. „Durch Überlastung bei der Abrechnung ist es vorübergehend in einigen Fällen zu Verzögerungen gekommen“, so Kruse. Der Engpass sei mittlerweile jedoch behoben worden. Allerdings sind derzeit etwa im Fachbereich Geschichte mehrere Verträge noch nicht verlängert. RALF HESS

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