Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
When the music’s over, knipst man das Licht aus und freut sich daran, dass doch noch was bleibt. Der Tonträger nämlich. Dann macht man das Licht wieder an, und das Spiel beginnt von Neuem. Weil Vinyl ist was für die Ewigkeit (und CDs möglicherweise auch). Eis aber schmilzt. So handelt die Frozen-Records-Performance von Claudia Märzendorfer heute im Tesla auch von der Flüchtigkeit der Musik. Die Künstlerin wird gefrorene Abgüsse von LPs mit Trautonium-Musik abspielen, die von Nik Hummer am Synthesizer weiter bearbeitet wird, während die Platten langsam schmelzen. So ein Vergehen der Tonträger rührt einen doch seltsam an. Am Sonntag ein Benefiz für den Musiker Dax Pierson, der nach einem Unfall gelähmt ist. Zu seinen Freunden zählen die Musiker von The Notwist, die das Konzert im Kesselhaus der Kulturbrauerei nicht nur kuratierten, sondern dort neben Martin Gretschmann und Jersey selbst spielen. Am Donnerstag dann in der Volksbühne ein kruder Dreierpack, erst mal sophisticated Stumpfsinn mit Shit and Shine, die mit ihrem suprematistischen Grindcore den Neandertaler auch aus dir aufgeklärten spätzivilisatorischen Snob herausklopfen werden. Nur Schlagwerkmotorik und ein einziges schweres Bassriff. This could be heaven or this could be hell, wie man sich seinen zukünftigen Bestimmungsort eben vorstellt. Mit einer Menge an Verstärkern jedenfalls, die einem bei Sunn O))) den letzten Rest an Verstand wegblasen, für einen wirklich perfiden Doom-Metal, dem man sogar sein Metal-Holzbein weggeschlagen hat, dass die Musik fast ohne Beat über die Nervenbahn schlittert. Wahrscheinlich also doch die Hölle, die ja allgemein als der interessantere Ort gilt. Und Earth spielen so einen monolithischen Gitarrenrock, als stünde das Monument Valley auf dem Notenblatt. Bitte in Schwarz kommen.
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