: Der Traum vom Filmfest NRW
Es wurde schon einmal in den Sand gesetzt. Jetzt wollen junge Kölner CDUler das Filmfestival NRW neu erfinden
Die Internetadressen nrw-filmfest.de und filmfest-nrw.de sind noch zu haben. Kein Wunder, denn der letzte Versuch, in Nordrhein-Westfalen ein Filmfestival von internationalem Rang zu etablieren, scheiterte kläglichst an Gier, Missmanagement und provinzieller Klüngelei in Köln. Die Wunden sind noch ein gutes Jahrzehnt danach nicht verheilt. Das Filmfestival sei der „untaugliche Versuch“ gewesen, „auf dilettantische Weise Glamour nach Köln zu holen“, erinnert sich der medienpolitische Sprecher der grünen Ratsfraktion Kölns, Jörg Frank. Vor einer Neuauflage warnt Frank eindringlich: „Da macht man sich nur lächerlich.“
Thomas Rossbach vom Arbeitskreis Medien und Kommunikation der Kölner CDU – jung, unbefangen, parteipolitisch gebunden – geht dieses Risiko nun ein. Anfang März will er der Öffentlichkeit ein Konzept vorstellen, das hauptsächlich auf der Einbindung privater Sponsoren fußt. Das neue Kölner Filmfest soll mit den Standorten München, Hamburg und sogar Berlin konkurrieren, sich aber im Profil abgrenzen. Kooperationspartner seien schon angesprochen, so Rossbach. Welche, verrät der Medienpolitiker noch nicht.
Rossbachs Aussichten sind nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Die landespolitische Situation hat sich drastisch geändert, seit die SPD sich aus der Regierungsverantwortung verabschieden musste. Da entstehen Macht- und Wissensvakuen, die für ein neues Filmfest durchaus genutzt werden könnten.
Auch der Mangeletat der alles beherrschenden Filmstiftung, die fortan aller Voraussicht nach mit 20 Prozent weniger auskommen muss, ist nicht zwangsläufig ein Hindernis. Denn je weniger der Filmstiftung zur Verfügung steht, desto weniger Steine kann sie einem Festival in den Weg legen, das eventuell nicht ganz nach ihrer Vorstellung läuft. Filmstiftung-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach sagte der taz: „Vier mal eine Million Euro Startkapital wären das Mindeste, um über ein Filmfest dieser Größenordnung überhaupt zu reden.“ Gerade weil die Berlinale in diesem Jahr so erfolgreich gewesen sei, müsse sich jeder Standort genau überlegen, welchen Wert er realistischerweise habe.
Tatsächlich krankt Köln über seinen schlechten Ruf hinaus an einigen gravierenden Nachteilen: Es fehlt ein taugliches Premierenkino. Und es mangelt im Vergleich zu Berlin und München an filmischem Know-How. Lediglich die TV-Branche ist in Köln sehr gut vertreten. Schmid-Ospach, ohne den ein Festival kaum denkbar wäre, gibt sich dennoch grundsätzlich offen für die Idee: „Ich möchte nur im Interesse des Filmlandes verhindern, dass man noch einmal so auf die Schnauze fällt.“
SEBASTIAN SEDLMAYR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen