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HAMBURGER SZENE VON DANIEL WIESELob der Gebärden

Die Erfinderin der ganzen Sache säße übrigens da hinten, man könne sich da anmelden oder einfach mit ihr sprechen

Es war einer dieser Sonntagnachmittage, auf dem Spielteppich im Café prügelten sich Kinder um die Legosteine, aber etwas war anders. Etwas, das schwer zu greifen war, das wie eine unsichtbare Scheibe zwischen uns und den meisten anderen stand, die in diesem Raum waren. Richtig: Sie sprachen nicht.

An diesem Nachmittag schien das Café von Taubstummen gemietet worden zu sein, die Eltern machten den Kindern Zeichen, die Kinder reagierten oder auch nicht. „Entschuldigen Sie“, sagte ein Vater zur Bedienung, „haben Sie auch Eis?“ Er gebärdete in Richtung seines Sohns, und der sagte „Eis“, oder doch etwas sehr Ähnliches.

Sie seien, erklärte der Vater, alle in einem Kurs, in dem sie Gebärdensprache lernten. Ja, einfach so – oder doch nicht so ganz. „Mein Karl hat seitdem unglaubliche Fortschritte gemacht“, sagte der Vater. Gebärdensprache könnten die Kleinkinder früher als Sprechsprache, ihre Ausdrucksfähigkeit würde gestärkt. Gebärdensprache sei erwiesenermaßen gut für die kindliche Entwicklung.

„Es sind auch noch Plätze im Kurs frei“, sagte der Vater. Die Erfinderin der ganzen Sache säße übrigens zufällig da hinten, man könne sich da anmelden oder einfach mit ihr sprechen.

„Es ist ein bisschen Aufwand, aber es lohnt sich“, sagte der Vater, nahm seinen Karl an die Hand und ging.

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