Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Weil doch sowieso kaum einer so sehnsuchtsvoll und weltverloren singen kann wie die Kehlkopfsänger aus Tuwa (am Dienstag war es wieder zu hören im Russischen Haus bei der Präsentation der Republik Tuwa, die ja leider, da im Herzen Asien liegend, nicht beim Eurovision Song Contest mitmachen darf: das wäre der klare Favorit mit diesen Kostümen und der Musik), weil das also kaum einer kann, kann man es zwischenzeitlich doch auch lassen mit dem Singen und hat deswegen noch genug an der Musik. Zum Beispiel mit dem Frickelcore-Surf von Helgoland, strictly instrumental und der musikalische Beweis, dass man auch um die Ecke herum am schnellsten ans Ziel kommen kann, mit Link Wray im Herzen und John Zorn im Kopf (oder andersrum). Am Samstag im Schokoladen, wo Fuo mit popmelodischem Post-rock und Kammermusikflair (reichlich Cello), weiter instrumental, den Abend zum Hamburg-Doppel machen. Und das Stichwort Postrock reicht weiter zur Jerseyband aus Brooklyn, New York (also nicht zu verwechseln mit den hiesigen Jersey), die den mit der Kenntnis von dessen Hardcore-Vergangenheit jetzt mehr als Jazz spielen, bei dem zwischendurch auch Nino-Rota-Bläser durchs Bild laufen. Das ist heftig und barock und metal-metzelnd. John-Zorn-Schunkeln. Auch instrumental. Auch Samstag im Supamolly. Am Sonntag darf man im Monarch mit Mutter überprüfen, ob Rock nicht vielleicht doch eine existenzialistische Angelegenheit ist, wofür die Berliner Band mit der nötigen Brechermentalität die Posen von Nick Cave bis Mick Jagger (ja!) durchprobiert. Hier aber wird wieder gesungen, und zwar in Deutsch. Die instrumentale Zugabe: Trevor Watts und Veryan Weston. Free Jazz. Impro. Hühnerschreckmusik. Intensitätsmusik, die auch mit weißen Haaren einfach nicht alt wird, am Montag im A-Trane.

■ Helgoland, Fuo: Schokoladen, Sa, 21 Uhr

■ Jerseyband: Supamolly, Sa, 22 Uhr ■ Mutter: Monarch, So, 21 Uhr

■ Watts + Weston: A-Trane, Mo, 22 Uhr