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Kapazitäten anders einsetzen

Betr.: „Mit Sicherheit Zahlenspiele“, taz hamburg v. 2. 3.

Ein nüchtern sachlicher Bericht und ein wohltuend abgewogener Kommentar! Die Entwicklung der amtlich registrierten Kriminalität stimmt nicht unbedingt mit der Entwicklung der „wirklichen“ Kriminalität überein. Die Zahl der registrierten Fälle ist u.a. abhängig vom Ausmaß staatlicher und privater Kontrollaktivitäten sowie vom Anzeigeverhalten der Bürger. (...) Und die Entwicklung der Gesamt-Aufklärungsquote hat nicht zwingend etwas mit Intensität und/oder Qualität der polizeilichen Arbeit zu tun.

Die Zahl der aufgeklärten Fälle ist wesentlich davon abhängig, wie groß der Anteil der schwer aufklärbaren Fälle wie Diebstahl aus Kfz, Einbruch und Fahrraddiebstahl an der Gesamtkriminalität ist. Wenn hier die Fallzahlen sinken und die Fälle mit schon bei Anzeigenaufnahme bekanntem Täter sowie Delikte mit hoher Aufklärungswahrscheinlichkeit zunehmen oder auch nur annähernd gleich bleiben, steigt die Aufklärungsquote automatisch. Dazu bedarf es weder der „lageabhängigen Kontrollen“ noch der Videoüberwachung. (...)

Wer meint, Stellenstreichungen seien unverantwortlich, sollte sich vor Augen führen, dass seit Jahren in großem Umfang Ressourcen gegen die Sichtbarkeit der so genannten „offenen Drogenszene“ eingesetzt werden. Diese Aktivitäten sind relativ erfolglos, führen aber zu einer Fülle von Ermittlungsverfahren wegen Besitzes illegaler Drogen. Darüber hinaus bindet so genannte „Bagatellkriminalität“ weitere Arbeitskapazität (...). Es ist deshalb sinnvoll, Drogenkonsum und Bagatellkriminalität zu entkriminalisieren und diesen Phänomenen auf andere Weise zu begegnen (...) sowie die frei werdenden Kapazitäten zur verstärkten Bekämpfung schwerer wiegender Kriminalitätsphänomene (z. B. Wohnungseinbruch, Gewaltkriminalität, Wirtschaftskriminalität) einzusetzen. HOLGER GUNDLACH, Kriminaloberrat i. R.

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