: Wirtschaftswunder herbeiprügeln
Deutschland gegen China: Ein Plädoyer für das alte Hausmittel „Fresse polieren!“
Der Chinese hat ein Problem: Es gibt ihn ziemlich oft auf der Welt. Zwei wesentliche Effekte bringt das für den Chinesen mit sich: Es ist ziemlich überlaufen in China, und es fällt schwer, diese vielen Chinesen alle auseinander zu halten. Das erste Problem löst der Chinese traditionell durch Kampfsport: Rückt ihm einer zu nah auf die Pelle, bekommt er aufs Maul gehauen. Damit das nicht langweilig wird, hat der Chinese zusammen mit seinen asiatischen Nachbarn gleich ganz viele Kampfsportarten entwickelt, deren Ziel, da kann der Konfuzius doch philosophieren, was er will, immer das eine ist: Fresse polieren.
Das andere Problem löst der Chinese eher banal: Da ihm die Vokabeln ausgegangen sind, um die ganzen Mitmenschen namentlich zu unterscheiden, hat er beschlossen, Kohorten gleichen Namens zu bilden. Deshalb heißen in China nun, laut jüngster dpa-Erhebung, 7,4 Prozent aller Menschen mit Nachnamen Li, 7,2 Prozent heißen Wang und 6,8 Prozent Zhang. Und dieses Volk von prügelnden Lis, Wangs und Zhangs, das seine Nahrung bis heute noch immer unter Zuhilfenahme von zwei Ästen mühsam in sich hinein schaufelt, überholt unser einstiges Wirtschaftswunderland jetzt auf allen Ebenen schneller, als unsereins Li sagen kann. Das gibt zu denken. Vom Chinesen lernen heißt heutzutage also siegen lernen.
Auffällig ist, dass der Chinese offenbar selbst großen Herausforderungen mit einer wirkungsvollen Mischung aus Tradition und Pragmatismus begegnet. Fresse polieren zum Beispiel ist eine uralte, bewährte und vergleichsweise kostengünstige Technik der Konfliktlösung. Und wenn die meisten schlicht Li, Wang oder Zhang genannt werden, heißen im Umkehrschluss die wenigsten Gabriele Leutheusser-Schnarrenberger – eine Art Wettbewerbsvorteil, der jedem vernunftbegabten Wesen intuitiv einleuchtet.
In Deutschland dagegen sind vernunftbegabte Wesen rar und Kampfsportarten wenig kultiviert. Bedauerlicherweise ist dem Deutschen so lange eingeredet worden, er sei ein Dichter und Denker, bis er angefangen hat, den Unsinn selbst zu glauben, um seither all seine Probleme bis zur Bewusstlosigkeit auszudiskutieren. Allenfalls der genetisch mit einem gewissen Hang zum Rustikalen ausgestattete Ostdeutsche hat sich dieser zivilisatorischen Verweichlichung in Teilen entziehen können: Dort wird das Fresse polieren bei Mitmenschen als ortsübliche Folklore noch durchaus intensiv gepflegt.
Dennoch: Spätestens seit damals der schmächtige Königsberger Philosoph Immanuel Kant seinen Landsleuten kategorisch eingeredet hat, ewiger Frieden sei etwas Wunderbares und Gewalt sei hingegen ein Vergnügen, das dem Staat allein vorbehalten bleiben sollte, sind Kampfsportarten hierzulande einfach nicht mehr richtig in die Puschen gekommen. Hätte der feige Herr Kant sich mal mehr in Königsberger Muckibuden statt in Bibliotheken aufgehalten, müsste unser schönes Land nicht an cholesterinphobischen Rentnern laborieren, sondern stünde heute ganz anders da im knüppelharten Wettbewerb mit dem Chinesen.
Es hilft ja alles nix: Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht schlagen … äh – schauen. Seit auch Du Deutschland bist, ist Deutschland eben wie Du. Und Du bist, wenn Du nicht bald Kung Fu lernst, auch bald nicht mehr Deutschland, sondern allenfalls Chauffeur oder Dienstmädchen der Herren Li, Wang und Zhang. So sieht’s aus da draußen. Wenn von China lernen wirklich siegen lernen heißt, müssen wir an unsere Traditionen wieder anknüpfen und uns alle wenigstens probeweise gegenseitig sofort ein paar in die Fresse hauen. FRANCO ZOTTA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen