VORMERKEN: Halt eine eher radikale Poesie: Im Ballhaus Naunynstraße wettern „Schwarze Jungfrauen“ mit Gott gegen die Welt
Unterm Kopftuch lauert der Kulturschock: Die „Schwarzen Jungfrauen“ von Feridun Zaimoglu und Günther Senkel rotzen im Ballhaus Naunynstraße ihre Parolen gegen Schweinefresser und Pornonutten ins Publikum. Die Frau unter der Fuchtel des Islam, unterdrückt und in der westlichen Selbstbestimmung nicht angekommen – Fehlanzeige, wenn man sich die fünf Protagonistinnen der Textcollage anschaut. Die sind gebildet, wissen genau, was sie wollen und was nicht, und ihr radikaler Glaube liefert ihnen einen Freibrief für die Abrechnung mit allem, was sie so ankotzt. Heilig ist ihnen dabei eigentlich nichts mehr, denn sogar der Islamismus selbst wird zu einer Art Universalwaffe, die man so einsetzt, wie es einem passt, nach dem Motto: Wer radikal ist, kann sich über alle Regeln hinwegsetzen. „Schwarze Jungfrauen“ entstand aus Interviews mit hier lebenden Neomusliminnen und wird im Ballhaus Naunynstraße in einer Wiederaufnahme der Inszenierung von Neco Çelik von 2006 gezeigt. Damals schrieb Kirsten Riesselmann in der taz: „Vor diesen Jungfrauen soll man ruhig ein bisschen Angst haben.“ ST
■ „Schwarze Jungfrauen“: Ballhaus Naunynstraße, Naunynstraße 27 Dienstag, 23., bis Donnerstag, 25. März (und 27. bis 30. März), jeweils 20 Uhr. 10/7 €
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