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Bayreuth an der Nordsee

PIANO-KOSTBARKEITEN Das Festival „Raritäten der Klaviermusik“ präsentiert selten Gespieltes in Husum

Kuriositäten und Verrücktheiten, schwer Zugängliches und fast Unspielbares

Gigantomanie lässt Peter Froundjian kalt. Während sich andernorts große Namen die Klinke in die Hand geben, immer wieder Brahms oder Beethoven erklingen, setzt der künstlerischer Leiter des kleinen Husumer Klavier-Kostbarkeiten-Festivals „Raritäten der Klaviermusik“ auf sein handverlesenes Programm.

Und das inzwischen im 27. Jahr: Seit 1987 schon gibt es im Schloss vor Husum je eine Woche lang Stücke unbekannter KomponistInnen zu hören, aber ebenso auch selten Gespieltes bekannter Namen: Neues und in Vergessenheit Geratenes, Kuriositäten und Verrücktheiten, schwer Zugängliches und nahezu Unspielbares – durchweg weit ab vom Konzert-Mainstream.

Ihr Programm suchen sich die PianistInnen selbst aus den Archiven zusammen, Froundjian macht dazu ergänzende Vorschläge. Rund 2.000 Stücke sind so im Verlauf der Jahre ausgegraben worden. Alle Konzerte werden in Husum mitgeschnitten, eine Auswahl dieser Aufnahmen wird jedes Jahr auf dem Kopenhagener Label Danacord veröffentlicht.

Akademisch will die Konzertreihe dabei ausdrücklich nicht sein, sondern die gehobenen Schätze in Form spannender Abende präsentieren. Heute gilt das kleine Festival an der Nordsee als „Klavierbayreuth“, EnthusiastInnen reisen aus aller Welt an – und investieren dafür beachtliche Summen. Über 300 Euro lassen sie sich den Besuch der acht Konzerte nebst Matinee kosten. 140 Plätze bietet der Rittersaal des Schlosses vor Husum, mehr als 100 davon nehmen langjährige AbonnentInnen ein.

Mehr als 40 KomponistInnen werden dieses Jahr gespielt, von Chopin, Schumann und Grieg über Pantscho Vladigerov und Gražyna Bacewicz bis zu Krzysztof Meyer. Eine Matinee und eine Ausstellung widmen sich zudem zwei nur allmählich Wiederentdeckten, deren Geburtstag sich zum 200. Mal jährt: Nahezu unbekannt ist hierzulande der französische Romantiker und Chopin-Wegbegleiter Charles Valentin Alkan – nicht zuletzt, weil Robert Schumann 1837 Alkans „Trois morceaux“, op. 15 so vernichtend rezensierte. Ob Alkans Musik in Deutschland eine Chance habe, fragt deshalb eine Podiumsdiskussion.

Die Ausstellung wiederum gilt dem ungarischen Pianisten und Komponisten Stephen Heller. Auch der ging 1838 nach Paris, verkehrte mit Liszt, Chopin und Berlioz, war als Pianist und Lehrer anerkannt. Und längst vergessen, als er 50 später starb.ROBERT MATTHIES

■ Sa, 18. August, bis Sa, 24. August. Konzerte 19.30 Uhr, Matinée 11 Uhr, Schloss vor Husum www.piano-festival-husum.de

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