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Nicht alles ist eiapopeia

Ein Doku-Film über „Anthroposophie heute“

„Dornach ist ein Vakuum, die Initiative ist an der Peripherie“, so die Politaktivistin Claudine Nierth über das Goetheanum. Nierth tourt mit dem Omnibus für direkte Demokratie über die Nordseeinsel Sylt. Für Bodo von Plato von der Anthroposophischen Gesellschaft ist das von Rudolf Steiner entworfene Gebäude dagegen spirituelle Kraftquelle. Der Schweizer Filmemacher Christian Labharts hat für seinen Doku-Streifen „Zwischen Himmel und Erde“ sieben Personen nach ihrem Verhältnis zur Anthroposophie befragt. Vermittelt wird das durch einen Blick auf ihr Berufsleben. Praxisfelder wie Pädagogik, Landwirtschaft oder Kunst sind die Kontaktzone zwischen Adepten der Ganzheitlichkeit und Otto Normalverbraucher. So schleift der biodynamische Landwirt Martin Ott die Hufe seiner Kühe, die Waldorflehrerin Susanne Wende überquert mit ihrer Klasse die Alpen, und der Kölner Blogger Sebastian Gronbach trägt beim Kickboxen ein T-Shirt mit der Aufschrift „Anthroposoph“.

Den Waldorfdissidenten gibt der Sänger Christoph Homberger. Er hat sich von der Szene emanzipiert und fand in Marthalers Theateruniversum eine neue Heimat. Labhart sieht seinen Film als „Gratwanderung zwischen Hofberichterstattung und Polemik“. Doch auch wenn der boxende Blogger manche Aussagen Steiners für „Bullshit“ hält oder der Sänger im Gebirgspanorama eine Zigarette raucht, die Bildsprache konstruiert eine unbehagliche Atmosphäre der Konfliktfreiheit. Aber wie sagt ganz zu Recht die Waldorflehrerin: „Es ist eben nicht alles eiapopeia“. ANSGAR WARNER

„Zwischen Himmel und Erde. Anthroposophie heute“. Filmstart war am 4. März

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