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Die Statisten von der Weser

1. BUNDESLIGA Borussia Dortmund siegt gegen Werder 2 : 1, obwohl Bremen in der 2. Halbzeit besser spielte

Was am Sonnabend zu hören war, grenzte an gesundheitsschädigenden Lärm

Das Stadion war schon fast leer. Vielleicht waren noch 80 der zuvor mehr als 80.000 Zuschauer da, um ein paar Autogramme der Spieler von Borussia Dortmund zu erhaschen, die nach dem 2 : 1-Sieg gegen Werder Bremen über den Rasen in Richtung der VIP-Räume schlenderten. Der kleine Marko Marin plauderte am Kabineneingang mit Nuri Sahin. Diese Ruhe muss herrlich für die beiden gewesen sein.

Laute Stadien sind sie ja gewohnt, aber was am Ostersonnabend in Dortmund zu hören war, grenzte an gesundheitsschädigenden Lärm. Die Tore der eigenen Mannschaft von Kevin Großkreutz (9. Minute) und Neven Subotic (22.) wurden im Vergleich zu zwei eingeblendeten Treffern der Bayern sogar noch verhalten gefeiert. Als die Chancen der Schalker im Sekundentakt geringer wurden, Deutscher Meister zu werden, brach in Dortmund ein Orkan los. Die Bremer waren so nett, das Schauspiel nicht zu stören. Sie erwiesen sich in der ersten Halbzeit als Statisten, die der Borussia einen perfekten Tag ermöglichten.

Nach der Pause spielte Werder dann mit und war sogar besser, aber es reichte nur zu einem Tor von Aaron Hunt (65.). „Wir haben viel Zeit ungenutzt verstreichen lassen. Das ist uns häufiger in dieser Saison passiert“, grummelte Trainer Thomas Schaaf.

Die Chance, noch einmal in Schlagweite zum Tabellendritten Bayer Leverkusen zu kommen, wurde in Dortmund verspielt. Wahrscheinlich verpassen die Bremer nun zum zweiten Mal in Folge die Champions League, was der Gewinn- und Verlustrechnung einer Fußball-Firma der Größe Werders überhaupt nicht zuträglich ist.

Entsprechend sauer war Geschäftsführer Klaus Allofs: „Es war total fahrlässig, so in dieses Spiel zu gehen. Du musst von Beginn an laufen und nicht erst damit anfangen, wenn dir das Messer schon an der Kehle sitzt.“ Ein bisschen Eingewöhnungszeit hätte allein Hunt verdient gehabt, der überraschend als „Sechser“ im defensiven Mittelfeld aufgeboten worden war. Das war fürs Erste kein guter Einfall von Schaaf. Er korrigierte seinen Plan in der Pause. Zu spät, auch wenn es bei einigen Chancen für einen Punktgewinn hätte reichen können. Dortmund schlotterten zum Schluss ein bisschen die Knie, aber letztlich brach unter den BVB-Fans Jubel aus.

Kein Vergleich zum Orkan nach dem 2 : 0 der Bayern. Solch ein Fremdjubeln hatte es zuletzt 1995 in Dortmund gegeben. Da vermasselten die Bayern den Bremern die Meisterschaft. Es profitierte der BVB. MARCUS BARK

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