Der neue Landesvorsitzende Uwe Beckmeyer:: Trommler für die SPD
Er galt schon als abgeschrieben. Die politische Karriere von Uwe Beckmeyer schien 1999 beendet. Mit Henning Scherf, dem allgewaltigen und manchmal launischen Bürgermeister, lag Beckmeyer über Kreuz. 1999 flog er aus dem Scherf-Senat, sein Häfen-Ressort wurde schlicht wegradiert und dem Wirtschaftsressort zugeschlagen. Das aber lag in der Hand der mitregierenden CDU. Beckmeyer war so weit unten damals, dass er eine „Uwe Beckmeyer Consulting-GmbH“ gründete.
Sieben Jahre später ist er wieder da. Heute, einen Tag vor seinem 57. Geburtstag, wird Uwe Beckmeyer zum Vorsitzenden der Bremer SPD gewählt. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht.
Beckmeyer hat einen Umweg gemacht. 2002 zog er als Vertreter Bremerhavens in den Bundestag nach Berlin – fernab der Hansestadt und weit weg von seinem parteiinternen Widersacher Hennig Scherf. Der einst Allmächtige ist vor wenigen Wochen zurückgetreten. Im Landesverband der Partei spielt er schon keine Rolle mehr. Beckmeyer hätte die Chance für eine Abrechnung. Aber er winkt ab: „Mit dem Mann bin ich durch“. Kein Wort mehr.
Seit 30 Jahren ist er Politiker, acht Jahre lang saß er im Senat. Dass da vielleicht hin und wieder etwas schief gelaufen sein könnte, naja, darüber nachdenken lohnt nicht. Als die SPD noch allein den Städtestaat regieren konnte, war Beckmeyer Wirtschaftssenator. „Bremen ist spitze“ hieß seine Botschaft. Zum Beispiel 1989. Da war die Arbeitslosenquote gerade von 15 auf 14,6 Prozent zurückgegangen. „Als Wirtschaftssenator müssen Sie die Trommel Psychologie schlagen“, sagt er heute. In der Zeit seiner Erfolge musste Bremen sich als Haushaltsnotlageland beim Verfassungsgericht anmelden.
1997 mietete Häfensenator Beckmeyer auf zehn Jahre ein Senatorenbüro in Bremerhaven an. Auch das sollte als psychologische Trommel wirken, den Bremerhavenern gut tun. Dutzende Beamte mussten pendeln, Bremen war das einzige Bundesland, das seine Landesregierung auf zwei Städte verteilte. Keine drei Jahre später war Schluss mit dem Spuk. Eine Bilanz wurde nie gezogen, auch Beckmeyer mag sie heute nicht ziehen. Misserfolge lässt er nicht an sich heran.
Der gelernte Mathe- und Physiklehrer blickt nach vorn, will sich seiner Partei als tatkräftiger Mutmacher präsentieren. Wofür er persönlich steht, das darf man ihn nicht fragen – die Parteispitze sei ein Team, entgegnet er. So will er sich auch nicht festlegen, ob er für die Große Koalition steht. Die Frage an alle möglichen Koalitionspartner sei: „Haben sie genügend Gestaltungskraft?“ Allein der Wunsch „Wir sind auch dabei“ reiche nicht. Bei der Bremer CDU sieht Beckmeyer derzeit „Defizite“. Wo ist, fragt er, das Arbeitsplätze-Programm „2010“ des CDU-Wirtschaftssenators?
Attacken gegen die CDU sind populär in der Bremer SPD. Beckmeyer, ein Profi auch des Trommels für sich selbst, versteht sein Handwerk. Klaus Wolschner
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