: Das Wunder vom Bökelberg
UNFAIR II Nach dem Mönchengladbacher 2:0 gegen Dortmund sind sich Sieger und Besiegte einig, dass so etwas eigentlich nicht passieren darf
Immerhin waren sich anschließend alle einig. Die bessere Mannschaft hatte verloren. „Klar unverdient“, fand sogar Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre das 2:0 seiner Mannschaft gegen die andere Borussia aus Dortmund. Auch sein Gegenüber, ein gewisser Jürgen Klopp, hatte ein „brutal gutes Auswärtsspiel“ seiner Mannen gesehen. Allein: Die Punkte blieben auf dem Gladbacher Bökelberg, und Dortmund rückte von der Tabellenspitze der Bundesliga.
Vor allem in der ersten Halbzeit spielte Dortmund die Heimmannschaft an die Wand und sich eine Unzahl an hervorragenden Chancen heraus. „Wir bereiten uns ja immer gewissenhaft auf den Gegner vor, aber so eine Überlegenheit über einen so langen Zeitraum kam in keiner unserer Analysen vor“, stellte Klopp fest. Dass es nach 45 Minuten trotz eines Torschussverhältnisses von 17:1 noch 0:0 stand, hatte, analysierte der BVB-Coach messerscharf, nur einen einzigen Grund: „Wir haben die Tore nicht gemacht.“ Favre fand eine mindestens ebenso schlüssige Erklärung: Die 54.010 Zuschauer seien Zeuge „fast eines Wunders“ geworden.
Nach der Pause drehte sich das Spiel zwar nicht, aber immerhin wagte es Mönchengladbach nun hin und wieder, Eigeninitiative zu ergreifen. Das 1:0 von Max Kruse, der in der 80. Minute einen Foulelfmeter verwandelte, stellte trotzdem den Spielverlauf auf den Kopf. Mats Hummels hatte Alvaro Dominguez gefoult und handelte sich die erste Rote Karte seiner Karriere ein. Selbst in Unterzahl hatte Dortmund noch Ausgleichsmöglichkeiten, aber sechs Minuten später schloss Raffael einen Gladbacher Konter zum 2:0 ab.
Die tragische Figur Hummels, der selbst in der ersten Halbzeit eine hundertprozentige Torchance vergeben hatte, äußerte sich am Abend via Facebook über das Spiel, das für ihn „ein Kandidat für die Top 3 der unverdientesten, unnötigsten und unglücklichsten Niederlagen, die ich bislang erlebt habe“, sei. Schuld an der Niederlage allerdings waren, auch da herrschte große Einigkeit, die Dortmunder selbst: „Wir haben das Spiel offen und Gladbach am Leben gelassen“, sagte Klopp. „Solange der Gegner nicht geschlagen ist, hat er alle Möglichkeiten. Er war nicht geschlagen, sondern er war nur angeknockt und ist getaumelt. Wir haben den Sack nicht zugemacht, den Schuh müssen wir uns anziehen.“ Sauer war er trotzdem: Die Pressekonferenz brach er missmutig ab, weil nur Fragen zu seiner Sperre in der Champions League, nicht aber zum „speziellsten Fußballspiel der ganzen Saison“ gestellt wurden. Dortmund hofft nun, dass es bei diesem einen speziellen Spiel bleibt. TO
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