Wilhelm Tacke empfiehlt: Wach auf, Saladin!
Darf man als Bremer etwas in Oldenburg empfehlen? Wenn es um eine so ausgezeichnete Ausstellung wie „Saladin und die Kreuzzüge“ im Landesmuseum geht, gilt eine Ausnahme. Diese Ausstellung kommt gerade zu einer Zeit, wo alle Welt über die Integration der Moslems in unseren Breiten redet. Die Schau beginnt damit, ganz zart anzudeuten, dass es einen Anlass für die Kreuzzüge gibt. Die Karte des zusammengeschmolzenen byzantinischen Reichs macht‘s deutlich. Sie hält sich aber nicht damit auf, Saladin als ein Ausbund an Toleranz zu preisen und die Kreuzfahrer zu desavouieren. Sie erläutert vielmehr, was sie antrieb, zeigt das Leben von Christen und Moslems an herrlichen Artefakten außerhalb von Gräueln und Schlachtgetümmel, z.B. beim Schach. Natürlich fehlen auch die Souvenirs der mehr oder weniger edlen Kreuzritter nicht. Die Ausstellung endet bei Willem Zwos Orienttripp und Karl Mays Hadschi-Halef-Omar-Euphorie. Sie vergisst leider den französischen General, der nach der Eroberung von Damaskus im 19. Jhd. zu Saladins Grab stürmt und pöbelt: „Wach auf, Saladin, wir sind wieder da.“ Die Reaktion darauf ein Jahrhundert später am 11. September hat jeder im Hinterkopf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen