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Zündung bei „Zündfunk“

Heute berät Bayerns Rundfunk über die Zukunft seiner legendären Jugendsendung. Es droht das digitale Abseits

Es geht um das Jugendradio „Zündfunk“ des Bayerischen Rundfunks – und selbst Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek diskutiert seit gestern mit: „Das ist der Tod. Nicht der Tod der Unterhaltung, sondern der Tod in der Unterhaltung.“ Dem engagierten „Zündfunk“, bislang stundenweise im Radioprogramm BR2 zu hören, droht die Abschiebung ins digitale Abseits. Heute tagt dazu der Hörfunk-Ausschuss der Anstalt.

Fest steht: Die Sendung soll ersetzt werden. Wahrscheinlich sogar durch ein 24-Stunden-Programm. Doch es könnte sein, dass es ab 2007 dann zwar einen Vollzeit-Jugendfunk gibt. Den aber niemand hören kann, weil nur noch digital gesendet wird.

Wütende Hörer demonstrierten schon am Wochenende vor dem Funkhaus, drinnen werkeln vier Arbeitsgruppen an der Idee, heute Nachmittag wird das Konzept erstmals präsentiert. Der heutige „Zündfunk“ ist seit über 30 Jahren ein (pop-) musikalisches, aber auch (pop-) politisches Juwel im als schwarz verschrienen Staatsfunks. Manchmal mit allzu bemühten Wortbeiträgen, oft aber als Entdecker und Förderer (jugend-) kultureller Entwicklungen: Bands wie The Notwist oder auch die Sportfreunde Stiller wurden durch den „Zündfunk“ gepusht. Und viele Menschen hören zu. In der Weite des Freistaats Bayern genauso wie über Internet-Stream im Rest der Republik. Womit Problem und Vision beschrieben sind: Würde die Jugendwelle nur noch im Digitalsendestandard DAB empfangbar sein – es wäre ein Schattendasein: Laut einer Studie von 2005 wissen 66 Prozent der Bevölkerung nicht einmal, was DAB ist. DAB-taugliche Radiogeräte gibt es bundesweit bislang keine 500.000 – bei rund 250 Millionen „normalen“ Analog-Radios.

„Für Jugendliche ist es nicht zumutbar, sich für 150 Euro ein digitales Radiogerät zu kaufen“, wettert die SPD stellvertretend für alle „Zündfunk“-Fans.

Das visionäre Gegenargument aus dem Funkhaus: UKW braucht sowieso niemand mehr. „Unsere künftigen Hörer nutzen iPods, Handys und das Internet“, sagt „Zündfunk“-Chefin Ulrike Ebenbeck. Und auch das Radio ohne Pausentaste und Bild sei ein Auslaufmodell, „wir wollen gerne ein Format, das alle Medienformen umfasst und auf das neue Nutzungsverhalten eingeht“.

Was dahintersteckt, wird beim Klicken im jetzt schon existenten BR-Webspace klar: Zugriff auf die Bilder des BR-Fernsehens, Überspielen der Programminhalte auf Podcasts, Blogs von Hörern („Bayernkuriere“ genannt) – der Remix für die MP3-Generation eben. Bleibt die entscheidende Frage: Was machen Menschen, die im Auto sitzen oder auf dem Land ohne Breitband-Internet? Redet man dagegen von einer traditionellen 24-Stunden-UKW-Frequenz, blitzen Ebenbecks Augen. Aber so etwas entscheiden eben nicht Redaktionsleiter, sondern Rundfunkräte. MAX HÄGLER, München

info: www.zuendfunk-retten.de

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