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SYLVIA PRAHL
Mit Halloween komme ich am besten klar, wenn ich es ignoriere. Unser Supermarkt an der Ecke scheint das ähnlich zu sehen. Denn statt kürbisgelb leuchten dort die Regale bereits seit zwei Wochen rot und golden. Weihnachten in allen Darreichungsformen. Da sollte man schnell zugreifen, denn wer weiß, wie lange es noch politisch korrekt ist, Schokiweihnachtsmänner zu kaufen oder irgendetwas, wo der Grund draufsteht, warum wir am Ende des Jahres immer ein paar Tage freihaben – und nicht „Saisonale Grüße“. So weit zum Thema erlebte kulturelle Vielfalt und je mehr Einflüsse, desto besser fürs persönliche Toleranz-Nationbuilding. Aber das Umdeklarieren hat ja auch bei Halloween eine lange Tradition, das gültige Credo ist und bleibt: Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Was ist also mit dem Sankt-Martins-Tag? Zu Ehren dieses bescheidenen und großzügigen Mannes, der kurzerhand seinen voluminösen Mantel entzweischnitt und ihn mit einem Bettler teilte, essen wir immer am 11. November Gans (Warum eigentlich? Ist das okay?), ohne ans Morgen zu denken, singen aus vollen Kehlen und zünden Lichter an. Die Laternen dafür können dieser Tage unter dem Motto Bunte Lichter für Sankt Martin im MachmitMuseum in Prenzlauer Berg gebastelt werden, täglich von 10 bis 18 Uhr. Ob die Laternen dann mit Teelichtern oder Leuchtstab illuminiert werden, ist wiederum Glaubenssache (Eintritt 5,50 €, ermäßigt 3,50 €).
Am Freitag und am Sonntag gastiert ebendort das transit theater Berlin und spielt jeweils um 16 Uhr Schneeweißchen und Rosenrot, mit Schauspiel, Schattenspiel und Musik. Das Grimm’sche Feelgood-Märchen über Mut, Geschwisterglück (Das ist selten bei den Grimms: Die Schwestern sind beide hübsch und gut und mutig!), Habgier, Verlust und Wiedersehensfreude erwärmt das Herz und lässt müde Augen leuchten (5 €).
Eine weitere Freizeitbeschäftigung, an der sich die Geister scheiden, sind Ritterspiele. Im Kindesalter ausführlich durchdekliniert, führt das später selten zu irgendwelcher mittelalterlicher Tändelei und ist allein schon deshalb zu unterstützen. Deshalb viel Spaß am Sonntag im Märkischen Museum! Ab 11 Uhr wird dort beim Familientag Knappe, Ritter, Burgfräulein historisch korrekt gefochten, es gibt Ringstechen, eine Bühne für die eigene Ritteraufführung, eine Papiertheaterwerkstatt; kleine Ritterfräuleins und Ritter basteln sich Geschmeide, Schwerter und Schilde, und, das schockt, gruseln sich in der Folterkammer (www.stadtmuseum.de, Erwachsene 3 €, bis 18 Jahre freier Eintritt).
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