LESERINNENBRIEFE :
Die Regeln des Mittelalters
■ betr.: „Wenn Snowden mit einem Mal hier auftauchte“,taz vom 4. 11. 13
Schon bei den alten Griechen wurde der Überbringer schlechter Nachrichten bestraft, im Mittelalter wurde er geköpft, und bei Konfuzius heißt es „Ein Mann, der die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd.“ Denn was ihn erwartet, ist alles, nur keine Dankbarkeit. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Unser gesundes Rechtsempfinden sagt uns zwar, dass ein Mann wie Edward Snowden, der die Wahrheit ans Licht brachte, von den Regierungen dieser Welt geehrt und gefeiert werden sollte dafür, dass er ihnen die Augen öffnete. Und dass gerade die Länder Europas sich eigentlich darum reißen sollten, Edward Snowden zum Dank für seinen Mut Asyl anzubieten. Aber die Regeln des Mittelalters gelten noch immer. Wissen ist Macht, und wer sich erdreistet, Herrschaftswissen unter das Volk zu streuen, gilt den Herrschenden als Verräter. Denn nicht wahr: Letztendlich haben sie alle mehr oder weniger gemeinsame Leichen im Keller, die nicht geborgen werden sollen. Und die Furcht und Demutshaltung vor dem Großen Bruder Amerika lähmt auch den letzten Aufrechten.
Es darf mit Spannung abgewartet werden, welche Nation am Ende die Souveränität und das Selbstbewusstsein aufbringt, Edward Snowden eine sichere Heimat zu bieten. Deutschland wird es nicht sein. BARBARA SKERATH, Köln
Unverständliche Diskussion
■ betr.: „Pkw-Maut macht Ärger“, taz vom 4. 11. 13
Die ganze Diskussion über die Pkw-Maut bleibt mir unverständlich. Es existiert doch schon seit Langem ein Regulativ, das alle gewünschten Steuerungseffekte beinhaltet: Die Steuern auf Kraftstoffe sind direkt verbrauchsabhängig, reizen also zu weniger Fahrten und zur Anschaffung verbrauchsärmerer Pkws an.
Ich bezweifle damit stark, dass eine Vignette nennenswerte weitere Steuerungseffekte im Inland auslöst. Und was die angeblich so notwendige Beteiligung von Ausländern für die Benutzung der Autobahnen angeht: auch diese werden unterwegs in Deutschland tanken. Die Kraftstoffpreise sind in Norwegen, Dänemark, Schweden, Italien und den Niederlanden höher als in Deutschland, also dürften von dort kommende beziehungsweise dorthin Reisende bevorzugt in Deutschland tanken (und damit hier Steuern bezahlen). Und dafür jetzt diese Riesendiskussion?
Ich fürchte, hier werden Nebelkerzen geworfen, um eine Diskussion über wirklich wichtige Themen zu vermeiden – und alle Medien machen fleißig mit.
GERRIT REITMEYER, Oberkrämer
Ein Armutszeugnis
■ betr.: „Koalition auf CO2“, taz vom 2. 11. 13
Der verstorbene Dr. Hermann Scheer (SPD) hat das EEG praktisch in der rot-grünen Koalition mit seiner ganzen politischen Kraft umgesetzt gegen die Atom- und Kohlelobby. Dass ausgerechnet seine SPD-Kollegin Hannelore Kraft, die ich sonst sehr schätze, zur Befürworterin der Kohlekraft wird, ist für die SPD ein Armutszeugnis. Diese Partei war energiepolitisch schon einmal weiter und macht gerade eine Rolle rückwärts, sehr zum Leidwesen der Energiewende, die es eigentlich zu fördern gilt.
Die Menschen werden es nicht verstehen, wenn gerade jetzt die vier großen Stromgiganten mit ihrer Kohlekraft subventioniert werden. MARTIN BRÖMER, Iserlohn
Verplemperte Zeit
■ betr.: „Mit links zur Mitte“, taz vom 1. 11. 13
„Mit links zur Mitte“ heißt, 2017 eine Mehrheit links von der CDU zu finden. Bis dahin – vier lange Jahre – wird die Zeit verplempert, die für die anstehende Große Transformation (WBGU) zur Minderung der Folgen des Klimawandels genutzt werden müsste. Die noch stärkste linke Kraft, die SPD, hält für diesen Zeitverzug die Steigbügel. Und diese Kraft soll 2017 die nicht existierende Linke einen und anführen können?
Lasst die CDU jetzt allein zeigen, was sie wirklich will – ohne Koalitionsbindungen. Der Neoliberalismus hat eine Bauchlandung hingelegt. Die wachstumsgesteuerten Eigennutzmaximierer der CDU sind so agil wie eh und je. Wenn diese Kräfte sich die WBGU-Einsichten nicht zu eigen machen, aus Eigeninteresse, steigt, entgegen den Kioto-Vereinbarungen, der CO2-Anteil in der Atmosphäre zunehmend weiter. Das heißt, wir müssen die Klimafolgen erleiden, weil wir, die Bundesrepublik Deutschland, den Klimawandel nicht als Vorreiter steuern wollen. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden
Keine klugen Entscheidungen
■ betr.: „Kraft: Arbeitsplätze wichtiger als schnelle Energiewende“, taz vom 28. 10. 13
Kluge Entscheidungen für Land und Leute sehen anders aus, auch weil bei der Energiewende sehr viele Jobs dezentral neu geschaffen werden, weil Windräder und andere Anlagen gebaut und gewartet werden müssen. Dafür schickt die Sonne aber keine Rechnung, und dies aller Voraussicht nach auch die nächsten zig Generationen nicht.
Wer bremst endlich diese komplett von den Konzernen gesteuerten Politiker und Parteien? STEFAN BLUEMER, Mülheim an der Ruhr
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