KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „EURYDIKE TRENNT SICH“: Exakt 70 Minuten zu lang
Ein Solo solle es nicht sein, sagt Svea Auerbach zur Begrüßung. Weshalb, erklärt sie, das Publikum auf der Bühne sitze, mit Blick auf die Sitzreihen des Theaters, davor ein Tisch, eine Leinwand und ein paar Teller. Zudem habe sie sich noch „den Herrn Lange mitgebracht“. Der wird in den folgenden 70 Minuten nicht nur ab und an soufflieren und Videos oder Musik abspielen, sondern ab und an auch sagen, ob er sich diese oder jene der Figuren Alice Munros nun mit Bart vorstelle oder nicht.
Was daran erinnert, dass wir von Munros Figuren kaum Bilder haben, geprägt etwa von Verkörperungen durch Schauspieler. Zumindest auf deutschen Bühnen ist die nobelpreisgekrönte Meisterin der Short Story kaum präsent. Kein Verlust, nimmt man das, was nun im Theater am Leibnizplatz zu sehen ist, zum Maßstab: Judith Kuckart hat „Eurydike trennt sich“, ihre Bühnenfassung der Munro-Story „Die Kinder bleiben hier“ schon 2009 in Karlsruhe uraufgeführt. Die Premiere am Sonntagabend gab so wenig Aufschluss darüber, warum Munro auf die Bühne gehören könnte, wie darüber, was Auerbach „an dem Text anzieht, was sie abstößt“, obwohl das Programm Gegenteiliges verspricht: Auch gegentlich wirklich rührend hübsche Super-8-Filmchen vermögen nicht, diese 70 uninspirierten Minuten über die Zeit zu retteten.
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