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Auf dem Weg ins Establishment

GELD Bitcoins boomen – das digitale Zahlungsmittel ist mehr als 800 Dollar wert. Langsam interessieren sich etablierte Unternehmen für die einstige Nischenwährung

„Der Preis in den Tauschbörsen schwankt sehr stark, da nur ein kleiner Bruchteil der Bitcoins verwendet wird“

RAUL ROJAS, PROFESSOR FÜR KÜNSTLICHE INTELLIGENZ AN DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN

VON SVENJA BERGT

BERLIN taz | Der Wechselkurs der digitalen Währung Bitcoin bricht gerade nahezu täglich neue Rekorde. Während Nutzer für eine Bitcoin Anfang Oktober gute hundert Dollar bekamen – oder zahlten –, hat der Kurs in den vergangenen Tagen die 800-Dollar-Marke durchbrochen. Am Dienstagnachmittag lag er bei über 840 Dollar. Experten schließen weitere Rekordschwankungen nicht aus.

Absehbar war der Höhenflug nicht. Analysten gingen nach dem Schlag gegen den Online-Marktplatz Silk Road zunächst davon aus, dass der Bitcoin-Kurs fallen werde. Anfang Oktober hatten US-Fahnder den mutmaßlichen Betreiber der Plattform festgenommen, auf der unter anderem Drogen, verschreibungspflichtige Medikamente und falsche Pässe in Bitcoins gehandelt wurden.

Dem Kurs der Währung hat das kaum geschadet. Doch die Ursachen des aktuellen Hochs sind vielfältig. Zum einen steigt die Anzahl der Nutzer und Transaktionen. So hat sich beispielsweise die Nutzerzahl der Bitcoin-Geldbörse My Wallet innerhalb eines Jahres mehr als verzehnfacht. Und da hinter der digitalen Währung keine Zentralbank steht, die den Preis steuert, gilt das Gesetz der Tauschbörse: Mit der Nachfrage steigt der Preis.

Als maßgeblich für den Kursanstieg gilt dabei eine zunehmende Nachfrage aus China. Tatsächlich sind bei chinesischen Bitcoin-Wechselbörsen wachsende Umsätze zu beobachten. Auch der große chinesische Internetkonzern Baidu akzeptiert mittlerweile Bitcoins. „Es gibt tatsächlich einen Imagewandel“, sagt Jan Goslicki, Mitgründer der Unternehmensberatung Bitcoins Berlin. Die Währung werde seltener mit Drogenhandel oder Geldwäsche in Verbindung gebracht als noch vor einem Jahr.

Dass auch Stimmen aus dem Silicon Valley sich positiv äußerten, verbessere das Image weiter. So kündigte etwa Ebay-Chef John Donahoe Anfang des Monats an, dass eines Tages auch die Firmentochter PayPal Zahlungen in Bitcoins abwickeln könnte. Damit dürfte Ebay unter den großen IT-Unternehmen ziemlich allein darstellen. Denn Google, Amazon und Co haben ein Interesse daran, ihre Nutzer möglichst genau zu identifizieren – und das wird mit Bitcoins schwierig. Zwar muss, wer mit der Währung komplett anonym bezahlen will, einiges an Aufwand betreiben. Doch schon im Regelbetrieb ist für den Empfänger einer Zahlung nicht sichtbar, welche Person dahintersteckt.

Grundsätzlich ist bereits in der Konzeption der Währung eine Deflation angelegt. Denn die Menge an Bitcoins ist begrenzt – auf insgesamt 21 Millionen Einheiten. Steigt trotzdem die Zahl der Nutzer, nimmt auch der Wert zu. Doch die angelegte Deflation macht es attraktiv, das Geld zu behalten, statt es auszugeben, was wiederum die im Verkehr befindliche Geldmenge senkt. Gut möglich also, dass für die Kursrekorde auch Spekulanten verantwortlich sind.

Darauf bauen, dass es bei dem Hoch bleibt, lässt sich jedoch nicht. „Der Preis in den Tauschbörsen schwankt sehr stark, da nur ein kleiner Bruchteil der Bitcoins verwendet wird“, sagte kürzlich Raul Rojas, Professor für Künstliche Intelligenz an der Freien Universität Berlin, der taz.

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