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Konservativer Wahlsieg weiter umstritten

HONDURAS Der Wahlrat erklärt den rechten Kandidaten Juan Hernández zum Wahlsieger. Linke Opposition spricht von Wahlbetrug, erkennt das Ergebnis nicht an und ruft zur Großdemonstration am Samstag

TEGUCIGALPA ap/dpa | Das Wahlgericht in Honduras hat den konservativen Politiker Juan Orlando Hernández offiziell zum Sieger der Präsidentenwahl vom Sonntag erklärt. Rund 80 Prozent der Stimmen seien ausgezählt, hieß es am Mittwoch. Bereits am Montag hatte das Gremium von einem „unumkehrbaren Trend“ zugunsten von Hernández gesprochen. Den Angaben zufolge kam er auf 35 Prozent, seine stärkste Konkurrentin unter den insgesamt acht Kandidaten, Xiomara Castro von der linken Partei Libre, erreichte 29 Prozent. Castros Ehemann ist der 2009 vom Militär weggeputschte Manuel Zelaya.

Das Wahlgericht erklärte, es sei bei der Auszählung zu Verzögerungen gekommen, weil etwa 20 Prozent der abgegebenen Stimmen nicht gescannt werden konnten, sondern per Hand ausgezählt werden mussten. Bis Freitag sollen alle Stimmen erfasst sein.

Die unterlegene Castro reagierte auf die Bekanntgabe des Siegers am Mittwoch mit Betrugsvorwürfen. Sie kündigte an, am Freitag Beweise für einen Wahlbetrug zu präsentieren. Dabei soll es dem Vernehmen nach sowohl um gezielte Manipulationen bei der Übermittlung von Stimmergebnissen als auch bei Überwachung der Auszählung in einigen Wahllokalen gehen. Insgesamt sieht Castro rund 400.000 Stimmen als möglicherweise gefälscht an. Für den Samstag will sie ihre Anhänger zu einer Großdemonstration in die Hauptstadt rufen.

Internationale Beobachter beschrieben die Abstimmung hingegen als transparent und demokratisch. Die vorläufigen Ergebnisse seien glaubwürdig, teilten die Beobachter der Europäischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) am Dienstag mit. Die Wahlen seien in einem friedlichen Umfeld abgehalten worden, sagte der Leiter der OAS-Mission, Enrique Correa. Die Chefin der EU-Wahlbeobachter, Ulrike Lunacek, teilte mit, bei der Stimmenauszählung seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.

José Antonio de Gabriel, stellvertretender Leiter der EU-Delegation zur Wahlbeobachtung, erklärte, die nicht maschinell auswertbaren Stimmen verteilten sich auf alle Teile des Landes – nicht nur auf jene, in denen Castro als Favoritin galt.

In den vergangenen Tagen war es bei Studentenprotesten gegen das Wahlergebnis in der Hauptstadt zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die Demonstranten warfen Steine, die Polizei verschoss Tränengas.

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