: medienticker
Wladimir Putin (53), russischer Präsident und Umdefinierer von Pressefreiheit, musste sich bei der Eröffnung des Jahreskongresses des Weltzeitungsverbandes WAN gestern ungeliebte Kritik gefallen lassen. Der Verbandsvorsitzende Gavin O’Reilly, 33, beklagte eine zunehmende Kontrolle des russischen Staates über die Medien. O’Reilly sagte an die Adresse Putins, es sei fraglich, ob „in Ihrem Land wirkliches Interesse daran besteht, dass die Medien eine solide finanzierte, einflussreiche und unabhängige Stimme in der russischen Gesellschaft werden“. Wegen zahlreicher Proteste von JournalistInnen konnte die Eröffnungsveranstaltung erst verspätet starten. In Moskau heißt es zudem, O’Reilly habe seine Ansprache auf Druck der Kreml-Administration entschärft, um überhaupt in Anwesenheit Putins sprechen zu können. Der gelernte KGB-Mann wies wie erwartet alle Bedenken zurück: „Die staatliche Kontrolle nimmt ab“, sagte Putin, und die Pressefreiheit sei in Russland eine wertvolle Errungenschaft, die in der Verfassung verankert sei. Zumindest reicht die staatliche Kontrolle noch so weit, dass russische Fernsehzuschauer vom Schlagabtausch mit O’Reilly nicht viel mitbekommen: Das Staats-TV meldete zwar, dass der 59. Weltzeitungskongress bis Mittwoch in Moskau stattfinde, weitere Informationen gab es aber – keine. (taz)
Info: www.wan.org
Der Spiegel, 59, muss seinen allseits bekrittelten Kulturchef und Buchautor Matthias Matussek (Jg. 1954) einfach gern haben: Weil dessen Machwerk „Wir Deutschen – Warum die anderen uns gern haben können“ nur der Einstieg auf Platz 8 der hauseigenen Bestseller-Charts gelang, greift er Matussek kräftig unter die Hosenträger, packt ein Foto des Buches dazu – und folgende Kurzkritik: „Witziges und kluges Plädoyer für einen modernen Patriotismus“. (taz)
Peter Skulimma, 39, Geschäftsführer des Berliner Verlags, spricht über die Querelen in Sachen Berliner Zeitung klare Worte: „Gehen Sie davon aus, dass alle Verantwortlichen nichts unternehmen, was der Qualität der Zeitung schaden könnte“, sagte er dem Spiegel. Dumm nur, dass er danach auch noch sagt: „Einen Stellenabbau können wir nie ausschließen.“ (taz)
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