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Bahn-ChaosUnterfinanziert und überlastet

Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft rauscht die Bahn ins Chaos. Ausgerechnet zwischen den WM-Standorten Köln und Dortmund ging nicht nur am Tag des Eröffnungsspiels nichts mehr. Was folgt, ist das übliche Spiel zu Lasten der Fahrgäste: Verkehrsministerium, Bahn und Verkehrsverbünde schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Verantwortlich sind immer die anderen, lautet das Motto.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Dabei liegen die Gründe für die gezielt wirkende Zerstörung von Kundenvertrauen auf der Hand: Die Bahn ist chronisch unterfinanziert. Gerade die wichtigste Verbindung Nordrhein-Westfalens, die Rhein-Ruhr-Schiene, ist seit Jahren nicht nur überlastet, sondern aus Geldmangel auch schlecht gewartet und veraltet. In Zeiten des drohenden Verkehrsinfarkts auf der Straße wäre nun die Politik gefragt – sie müsste das Staatsunternehmen Bahn so ausstatten, dass der Wechsel vom Auto auf die Schiene für immer mehr Menschen attraktiv ist. Und tatsächlich sah es zunächst so aus, als ob die Bahn zu einer ernst zu nehmenden Alternative zum Auto werden könnte. Der neue Rhein-Ruhr-Express versprach nicht nur kürzere Fahrzeiten, sondern auch mehr Komfort und durch zusätzliche Gleise auch mehr Pünktlichkeit.

Doch spätestens seit den Regierungswechseln in Düsseldorf und Berlin ticken die Uhren auch in der Verkehrspolitik rückwärts. Jetzt soll ausgerechnet zu Lasten der Schiene massiv gespart werden. Ob der Rhein-Ruhr-Express jemals fährt, steht in den Sternen, genau wie die Zukunft der gesamten Bahn. Denn noch immer träumt eine ganz große Mehrheit der Verkehrspolitiker im Bund von der Privatisierung, vom Börsengang der Bahn. Bedient werden dann zu allererst die finanziellen Interessen der Investoren – und nicht die der auf Mobilität angewiesenen Bürger.

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