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GREEN DOOR BAR (1)Bowies Schwanz

Kein Schwanz identifiziert seinen Besitzer

Ulli Lommel sah einmal wenigstens so gut aus wie Alain Delon. Das blieb Rainer Werner Fassbinder nicht verborgen, der in der Zeit zwischen 1969 und 1977 immerhin 21-mal mit ihm zusammenarbeitete. Dann ging Lommel nach New York, wo er Andy Warhol entzückte, der ihm zwei Kultfilme sponsorte, „Blank Generation“ (1978) und „Cocaine Cowboys“ (1979). Fotoarbeiten von Ulli Lommel sind jetzt in der Green Door Bar zu sehen.

Die ist, seitdem mich mein Kollege Harald Fricke vor genau 15 Jahren in den damals neu eröffneten schmalen Schlauch in der Winterfeldtstraße geschleppt hat, meine Lieblingsbar in Berlin. Als eine richtige seriöse Bar, die aber ein Künstler gestaltet hatte, war der Laden 1995 eine Sensation. Thomas Hauser hatte die Wände mit einem Holzfurnier aus superdicker brauner und beiger Ölfarbe verkleidet, und die Tür natürlich mit superdickem Grün. Seine Malerei altert verdammt gut, und so wird die Bar immer schöner.

Merkwürdigerweise habe ich erst zehn Jahre nach meinen ersten Besuch entdeckt, dass ich den Inhaber der Green Door Bar, Fritz Müller-Scherz, noch aus München kenne. Damals als Drehbuchautor, etwa als Koautor von Fassbinders „Welt am Draht“, wo Lommel den Journalisten Raab spielte. Deshalb hängen jetzt auch Lommels Mini-Fotonovellas in der Green Door Bar. Und dazu die Kopie einer ihm gewidmeten Warhol-Arbeit. Sie besteht aus sechs Bildtafeln, zwei davon zeigen Schwänze, die anderen vier Früchtepaare, quasi als Hodenersatz.

Es war nämlich mal eine der Marotten von Warhol, Polaroids der Geschlechtsteile seiner männlichen Gäste zu schießen. An sich ist das eine ganz und gar unverfängliche Angelegenheit, denn welcher Schwanz identifiziert schon seinen Besitzer? Trotzdem geht das Gerücht, auf den Bildern in der Green Door Bar sei der von David Bowie verewigt. BRIGITTE WERNEBURG

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