Biobanken: Unethische Geschäfte
Das menschliche Genom ist zwar inzwischen entziffert, aber die eigentliche Aufgabe müssen die Gensequenzierer noch bewältigen. Um herauszufinden, welche Gene bei der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind und wie sie in die Regulation von Stoffwechselprozessen eingreifen, sind die Forscher darauf angewiesen, die genetischen Unterschiede zwischen gesunden und erkrankten Menschen zu analysieren. Unumgänglich ist dabei, dass die Forschung einen Zugriff auf eine möglichst große Anzahl von Gewebeproben und den dazugehörigen medizinischen Daten bekommt. Weltweit werden deshalb auch eifrig Biobanken aufgebaut. Weitgehend ungeregelt ist jedoch noch die Frage, was ein Forscher damit alles anstellen darf. Und muss er jedes Mal den Gewebespender um Erlaubnis fragen, wenn er ein neues Forschungsprojekt beginnt? Die Meinungen dazu gehen auch bei den Medizinjuristen weit auseinander. Was sich jedoch Trey Sunderland, der Chef der Geriatrischen Psychiatrie bei den National Institutes of Health (NIH), der US-Gesundheitsbehörde, geleistet hat, geht eindeutig zu weit. Er hat, so stellte jetzt eine Untersuchungskommission fest, rund 3.000 an seinem Institut eingelagerte Proben mit Rückenmarkflüssigkeit an den Pharmakonzern Pfizer weitergegeben. Rund 600.000 US-Dollar hat Sunderland in den Jahren 1998 bis 2004 von Pfizer unter anderem für Beraterdienste bekommen. 285.000 Dollar davon sollen für die 3.000 Proben bezahlt worden sein, ist sich die Untersuchungskommission sicher.
WOLFGANG LÖHR
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