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Spät entdeckte Ärgerlichkeit

Als Robert Gates im November 2006 zum US-Verteidigungsminister berufen wurde, war das eine Erleichterung. Es war der Tag nach den Kongresswahlen, die Republikaner des damaligen Präsidenten George W. Bush hatten die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses verloren. Schuld war nach allgemeiner Auffassung der Irakkrieg, der drei Jahre, nachdem Bush den Sieg verkündet hatte, mehr Tote forderte denn je. Verteidigungsminister war Donald Rumsfeld – und er war der Erste, der gehen musste. Ihm folgte Gates, ein Realpolitiker, der überparteilich sein konnte, kein Neokonservativer wie Rumsfeld.

Gates übernahm – und verschwand aus den Medien, die Rumsfeld mit seinen Pressekonferenzen so beherrscht hatte. Gates machte seinen Job, und das so gewissenhaft, dass er, der Republikaner, einfach Verteidigungsminister blieb, als Barack Obama Anfang 2009 ins Weiße Haus einzog. Drei Jahre diente Gates unter Obama, und diese drei Jahre stehen auch im Zentrum seines Erinnerungsbandes „Duty: Memoirs of a Secretary of War“, der kommende Woche erscheinen wird.

Darin schießt Gates, der stets als ruhig und bedacht beschrieben worden war, wahre Breitseiten gegen Obama, sein Sicherheitskabinett und besonders Vizepräsident Joe Biden. Letzter habe vier Jahrzehnte lang in allen sicherheitspolitischen Belangen stets falsch gelegen, schreibt Gates. Mit Obama hingegen habe er das Problem gehabt, dass dieser an seine eigene Strategie der Truppenaufstockung in Afghanistan nicht geglaubt habe. Im Übrigen habe ihn das permanente Misstrauen des Demokraten-Teams gegenüber den militärischen Befehlshabern immer gestört.

Bob Woodward, einstiger Starreporter und prominenter Buchautor, scheint überrascht. Bei seinen Recherchegesprächen zu seinem Buch über „Obamas Kriege“ hätten sich sowohl Gates als auch Obama sehr wertschätzend übereinander geäußert, schreibt Woodward in der Washington Post. Von ständigem Ärger, Zerwürfnissen und Leid, wie sie Gates jetzt beschreibt, sei nichts zu spüren gewesen.

Immerhin: Als Werbung für Gates’ Buch dürfte das funktionieren. BERND PICKERT

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