piwik no script img

Der vergoldete Emeritus

Sind 800.000 Euro viel? Ansichtssache. Für Aufregung sorgt diese Summe gerade in Bremen. Denn auf 800.000 Euro wird dort die Abfindung für Heinz-Otto Peitgen geschätzt. Die bekommt er, weil er nach nur einem Jahr als Präsident der nach ihrem Hauptinvestor benannten privaten Jacobs University (JUB) zurückgetreten ist – auf eigenen Wunsch.

Und trotzdem eine Abfindung? Menno! War aber eigentlich klar: Schon als Peitgen am 6. 11. die Abdankung bekannt gab, verkündete er: „Meine Zeit bei Jacobs hat mich persönlich sehr bereichert.“ Und dass sich sein Verbleib „mittelfristig zum Nachteil für die Jacobs University entwickelt“ hätte. Was sind dagegen 800.000 Euro? Fast schon nichtig ist die Summe auch gemessen am Finanzproblem der JUB: Peitgen, der in den 90er-Jahren als eine Art Guru der Chaostheorie deutschlandweit Säle füllte, bekämpfte das Chaos als JUB-Geschäftsführer, indem er es für nicht-existent erklärte – zuletzt bei der Vorstellung des JUB-Jahresberichts. Der wies ein Rekord-Defizit von 32 Millionen Euro auf. Mindestens einen Lokaljournalisten aber hatte der eloquente Peitgen so schwindlig geredet, dass daraus noch eine Positivschlagzeile wurde.

Nicht ganz so gering wirkt die Zahl angesichts der drei Millionen Euro, die an die Privat-Uni zu zahlen, sich Bremen verpflichtet hat. Umso entschiedener pochte Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) nun darauf, dass die Abfindung nicht vom Land bestritten wird. Tatsächlich bestätigte die Jacobs Foundation Zürich, dass sie den goldenen Handschlag für den 68-Jährigen finanziert: „Es liegt ein Beschluss der Jacobs Foundation vor, den Betrag 2014 on top zu zahlen“, so eine Sprecherin – also zusätzlich zu den jährlichen Zuwendungen von 20 Millionen.  BES

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen