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Konkurrenz der ersten Stunde

ANTI-GOOGLE Die Suchmaschine Metager, die ein Verein in Hannover betreibt, setzt auf anonymes Suchen im Internet

Der Gegenentwurf zum Internetriesen Google sitzt in einem verklinkerten Bürohaus in einer Seitenstraße von Hannovers Innenstadt. Nur ein schlichtes Klingelschild weist auf den „Verein für freien Wissenszugang“, kurz Suma, hin. Vier Arbeitsplätze mit Rechnern, Edward-Snowden-Poster an den Wänden, einschlägige Lektüren wie „Inside Wikileaks“ von Daniel Domscheit-Berg in den Regalen. Von einem kleinen Büro aus betreibt der Verein die Internetsuchmaschine Metager, die eine Alternative zum Marktführer Google sein will.

Die Metasuchmaschine durchforstet mehrere Dutzend Suchmaschinen nach eingegebenen Suchwörtern und fasst die Ergebnisse zusammen. Personenbezogene Daten speichert Metager im Gegensatz zu Internetdiensten wie Google nicht, weder Cookies noch IP-Adressen. Auch personalisierte Werbung, zugeschnitten auf die jeweilige Suchanfrage, gibt es nicht.

Und während die Server von Google in den USA stehen, wo das US-Recht den Geheimdiensten weitreichende Überwachungsbefugnisse einräumt, stehen die Metager-Server in der Uni Hannover. Mitte der 90er haben dort Ingenieure wie Wolfgang Sander-Beuermann quasi als Pioniere der ersten Stunde mit der Entwicklung von Google-Alternativen begonnen. 2004, im Ruhestand, gründete Sander-Beuermann dann Suma als Trägerverein für Metager. Google hatte damals einen 66-Prozent-Marktanteil, heute sind es über 90.

Wie andere alternative Suchmaschinen kommt Metager dagegen nicht an. Bekannt ist sie vor allem unter Akademikern. Seit den Enthüllungen von Edward Snowden über die NSA-Schnüffelpraktiken haben sich die Nutzerzahlen aber immerhin verdoppelt: Die Zugriffe stiegen 2013 auf bis zu 60.000 am Tag. „Was Besseres als Snowden hätte uns nicht passieren können“, sagt Sander-Beuermann, „trotzdem haben wir noch lange keine Zahlen, mit denen sich eine solche Suchmaschine selbst trägt.“ Drei Programmierer hat Suma als Minijobber angestellt. Getragen wird der Verein von Mitgliedsbeiträgen, Spenden, etwas Werbung, vor allem aber ehrenamtlicher Arbeit.

Sander-Beuermann ist bei seinem Verein Vollzeit eingespannt, programmiert, schreibt Aufsätze, hält Vorträge. Eine Stellungnahme für das Kartellverfahren der EU gegen Google hat er gerade erst fertiggestellt. „Meide amerikanische Server“ ist der erste Rat, den er datenschutzbewussten Internetnutzern gibt. Von der Politik in Deutschland und der EU fordert er, sich „aus dem Kolonialstatus der USA zu befreien“ und eigene Internetstrukturen zu schaffen. Denn nicht nur Suchdienste wie Google, auch die Grundlagentechnik sei bislang fast ausnahmslos in den USA entwickelt. „Welche Hintertüren und Überwachungsmöglichkeiten dort eingebaut sind, können wir gar nicht überblicken.“

Ein echtes Umdenken sieht Sander-Beuermann allerdings trotz aller öffentlichen Empörung seit Snowden nicht: Fortschritt finde in Sachen Internetsicherheit vornehmlich „in Zirkeln von Freaks“ statt. Selbst kleine Zusatzprogramme wie „Flagfox“, das Besuchern einer Website anzeigt, in welchem Land der Server steht, seien meist „Hobbyprojekte von Leuten, die das nebenher entwickeln, weil sie es für sinnvoll halten“. Die öffentliche Förderpolitik gehe an so etwas völlig vorbei.

Um das von Hannover aus zu ändern, versucht der Suma, Öffentlichkeit zu organisieren. Derzeit laufen die Vorbereitungen für einen Kongress am 12. Februar. Titel: „Wege aus der Überwachungskatastrophe“. Zu den Referenten zählen der Philosoph und Informationswissenschafler Rafael Capurro und Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club. Der Kongress richtet sich ausdrücklich nicht nur an Freaks.  THA

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