piwik no script img

hört auf den Sound der Stadt

MALTE GÖBEL

Der Abend am Freitag im Lido wird mit Sicherheit kein konventionelles Konzert. Zwar haben sich mit Casino Gitano und Micatone zwei Bands angesagt, die auch ohne weiteres die Bühne mit musikalischem Sinn und Gefühl und den Zuschauerraum mit Bewegung füllen könnten, aber das abendliche Konzept sieht anderes vor: Im Rahmen der Reihe „Taktstelle“ treten internationale TänzerInnen in Dialog mit Livemusik von Berliner Bands: Contemporary Dance trifft auf Rock-, Pop- und Jazzmusik. TänzerInnen und MusikerInnen bewegen sich gemeinsam, beeinflussen sich wechselseitig und wachsen so über ihr Repertoire hinaus. Die Tänzerinnen am Freitag sind Maria Marta Colusi, Mata Sakka und Zaratiana Randrianantenaina, alle drei feste Mitglieder des Sascha Waltz & Guest Ensembles. Sie betanzen zunächst die Musik von Casino Gitano, also eine bunte Mischung aus Punk-Flamenco, Underground-Tango und Speed-Polka, dann wird es etwas ruhiger und gefühlvoller, wenn Micatone ihren NuJazz auf die Bühne bringen, versehen mit Zitaten aus TripHop, Soul, Surf und Beat, nicht zuletzt getragen von der wunderbar bluesigen Stimme der Sängerin Lisa Bassenge. Im Publikum mittanzen ist übrigens erlaubt. (Cuvrystr. 7, 17. 1., 20 Uhr, 16 €)

Tags darauf kommt Ivy Quainoo in den Postbahnhof. Vor zwei Jahren hatte die Berlinerin die Castingshow „The Voice of Germany“ gewonnen, fügte sich aber schon damals nicht in das aufpolierte Popsternchen-Image, wies etwa eine Interviewerin zurecht, die sie auf ihre Hautfarbe reduzieren und zur Sprecherin der afrodeutschen Jugend machen wollte. Nö, sagte Quainoo damals sinngemäß, sie sei auch nicht anders aufgewachsen als andere Neuköllner auch, und wenn, dann könnte sie höchstens für die Neuköllner Jugend sprechen. Das Bild der netten Ivy will sie mit ihrer aktuellen Platte „Wildfires“ noch weiter zerstören, jedenfalls auf der Bühne. „Eigentlich bin ich eine sehr laute und aufgeregte Person, und ich glaube, dass ich das auf der zweiten Tournee besser rauslassen kann“, versprach sie in einem Zeitungsinterview. (Straße der Pariser Kommune 8, 18. 1., 20 Uhr, 31,45 €)

Im Jahr 2000 gründete Stéphane Paut alias Neige (frz. „Schnee“) Alcest als Black-Metal-Band, kein Wunder, er war damals 15, und wer in dem Alter kein Metal-Fan ist, hat kein Herz. Heute sieht Neige immer noch nach Wacken aus, seine Musik aber ist eher verträumt-verhallter Emo-Postrock. Am kommenden Mittwoch spielt er gleich zwei Shows in Berlin, nachmittags ein Akustik-Set im Schöneberger Plattenladen Dodo Beach, abends dann laut im Lido mit Hexvessel und The Fauns als Vorbands. (Vorbergstr. 8 bzw. Cuvrystr. 7, 22. 1., 15 bzw. 20 Uhr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen