GREEN DOOR BAR (5): Pusser’s Tonic
Der Alleskönner unter den Drinks ist zweifellos der Gin Tonic. Er empfiehlt sich besonders an heißen Sommerabenden. Schließlich ist er der Klassiker aus dem tropischen Indien, wo er die britischen Kolonialherren vor Weltschmerz und Malaria bewahrte. Aber wie das so mit Klassikern ist, man braucht auch mal Abwechslung. Wie die sehr überraschende und wohlschmeckende Kombination, die ich zuletzt in der Green Door Bar probiert habe: Pusser’s Tonic.
Pusser’s British Navy Rum gilt als der Single Malt unter den Rums, weil er im Holzfass destilliert wird. Und zwar in den Holzfässern der britischen Admiralität und nach deren Rezepten, die beide seit 200 Jahren in Gebrauch sind. Mit ihrer zusatzfreien, würzigen Mischung von fünf westindischen Rumsorten versorgte sie ihre Seeleute mit der täglichen Ration Alkohol, die sie ihnen schon seit immerhin 1655 garantierte – bis zum 31. Juli 1970. Da befand das Oberkommando, eine „highly sophisticated navy“ könne es sich nicht leisten, dass Fehler passierten, die womöglich mit dem, vom Proviantmeister (also vom Purser, im Seemanns-Slang Pusser) ausgegebenen Rum zusammenhingen. Woraufhin der Segler und Abenteurer Charles Tobias 1979 die Chance ergriff und als Privatunternehmer die Tradition wiederaufleben ließ.
Seither kommen auch Zivilisten in den Genuss von Pusser’s, wobei ihr Purser eben der Barkeeper ist. Als Fritz Müller-Scherz 1993 nach Berlin zog, entdeckte er in Stefan Weber von der Lützowbar schnell seinen Lieblingspurser. Und irgendwann mal, wie es eben so geht, sagte er zu ihm: „Wenn du mal ’ne eigene Bar aufmachen möchtest, würde ich gerne investieren und mir einen Barhocker zulegen“. Das Angebot – wie hätte es auch anders sein können – endete damit, dass er ein halbes Jahr später Mitbesitzer einer ganzen Bar war. BRIGITTE WERNEBURG
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