: Eine unmögliche Herzenssache
GEBURTSTAG Der Zucker-Club wird drei Jahre alt. Das wird heute bei Neuland gefeiert, mit elektronischer Musik, Lesungen und mehr. Versuch einer Zwischenbilanz
Seinen dritten Geburtstag feiert der Zucker-Club erstmals nicht daheim, sondern im Neuland.
■ Los geht‘s schon um 12 Uhr mit elektronischer Musik vom Kollektiv „Electronica vom Neuland“, Walk Acts, Hörspielen und Milchshakes.
heim, sondern im Neuland.
■ Von 12 bis 24 Uhr legen Ms. Miyagi, Kombi Teller, En Marge und Straight Ass Broken elektronische Musik auf.
■ Ab 18 Uhr gibt es Live-Musik mit „Schieres“ und „minmin“.
heim, sondern im Neuland.
■ Ab 20 Uhr lesen die Autorinnen Janine Lancker, Maja-Maria Becker und Anja Kümmel, danach ist ein Kurzfilmprogramm von „Future Shorts“ zu sehen.
■ Für 23 Uhr ist eine Feuershow angesagt.
■ Bis 15 Uhr ist der Eintritt frei, bis 20 Uhr sind 5 Euro fällig, wer erst danach kommt, zahlt 7 Euro. Ein „Arbeitsamt“ bietet die Möglichkeit, statt Eintritt in Arbeit zu bezahlen.
■ Das „urbane Labor des guten Lebens“ ist noch bis zum 21. August geöffnet. Ab September öffnet der Zucker-Club wieder seine Pforten.
■ Weitere Informationen über das Neuland-Programm gibt es im Internet unter www.neuland-bremen.org
VON ANDREAS SCHNELL
„Wir machen strenggenommen sicher keine unkommerzielle Kultur“, sagte Kriz Sahm im Sommer vor drei Jahren im Gespräch mit der taz anlässlich der Eröffnung des Zucker-Clubs durchaus mit Bedauern. Denn Eintritt müsse man leider nehmen. „Aber einen Teil des Umsatzes spenden wir an linke Initiativen wie die Rote Hilfe“. Was im Sommer 2007 mit Nook und Zucker noch als zwei Clubs in einem konzipiert war, heißt seit einem Jahr nur noch Zucker. Geblieben sind das Ziel, einen Ort für Subkultur zu schaffen, sowie die Schwierigkeiten, die mit so einem Projekt anscheinend notwendig einhergehen.
„Es ist nach wie vor schwierig, vor einem unkommerziellem Hintergrund kommerziell Partys machen zu müssen“, sagt Kriz Sahm heute. Und dann: „Eigentlich ist es sogar schwieriger geworden.“ Viel Arbeit ist es, aber was eben auch zermürbt, ist die Kritik, der Zucker-Club sei kommerziell geworden. Sahm kann das sogar verstehen, hält solch eine Kritik für legitim. Andererseits gehen mit einem Unternehmen wie dem Zucker allerhand ökonomische Notwendigkeiten einher. Diese Widersprüche sorgen bei den Zucker-Aktiven, ein mehr oder weniger loses Kollektiv von rund 25 Leuten, die sich um einen harten Kern von fünf bis sechs Menschen gruppieren, bisweilen für Frustration. Dabei kann sich das in drei Jahren Erreichte durchaus sehen lassen: Aus den Metropolen kommen Anfragen von DJs, die gern im Zucker auflegen würden, die Veranstalter des „Fusion“-Festivals waren bei einem Besuch in Bremen voll des Lobs.
Der Club bietet Freiräume, die auch abseits von Partys genutzt werden, und liefert zugleich ein strukturelles Problem mit: „Wir haben den Laden aufgemacht, weil wir in Bremen einen Platzmangel gesehen haben. Jetzt haben wir die Räume und müssen die auch bezahlen“, erklärt Sahm.
Neben Partys finden im Zucker auch Konzerte und Lesungen statt. Nur: Damit verdient man kein Geld. Das kommt bei den Partys rein. Die wiederum alles andere mitfinanzieren müssen. Weshalb die DJs auch bei vollem Haus mit vergleichsweise schmalen Gagen leben müssen. Was die Motivation nicht immer steigert.
Weitergehen soll es aber trotzdem. Trotzdem. „Der Laden ist uns ans Herz gewachsen“, sagt Kriz Sahm, „andererseits ist das eigentlich nicht zu machen.“
Das Neuland-Projekt soll nicht zuletzt die Position vergleichbarer subkultureller Projekte reflektieren helfen. Das Ergebnis wird auch nach dem 21. August höchstens ein vorläufiges sein.
Dass es für ein solches Projekt Bedarf gibt, darf aber schon festgehalten werden. Die Diskussionsrunde über Stadtentwicklungspolitik, Kulturproduktion und Gentrifizierung vergangenen Donnerstag war ein voller Erfolg. Und sogar aus Bern reisten interessierte Menschen an, um Neuland zu betreten, Kunst zu machen und die Atmosphäre zu genießen.
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