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Biobratwurst für Millionen

SARRAZIN UND DIE BVG

Der Senator hatte das Geschäft nicht kapiert

Man kann Thilo Sarrazin viel vorwerfen. Dass er als Autor mit seinen Thesen über die angeblich kulturell und genetisch bedingte Integrationsunfähigkeit von Muslimen Rassismus schürte. Dass er als Politiker wiederholt die Leute vor den Kopf stieß mit seinen Äußerungen, etwa zum Modebewusstsein der Berliner (Trainingsanzüge). Dass er für einen Sozialdemokraten doch seltsam unsozial daherredete.

Was sich über die Jahre aber hielt, war der Respekt vor ihm als Finanzexperte. „Oberster Pfennigfuchser“, „knallharter Sanierer“, so lauteten die Zuschreibungen für Sarrazin als Berliner Finanzsenator.

Mit den in dieser Woche bekannt gewordenen Peinlichkeiten aus seiner Zeit als Aufsichtsratschef der BVG zerbröselt auch dieses letzte positive Bild, das man von dem Mann habe konnte: Die BVG ging 2007 mit der Investmentbank JP Morgan eine riskante Finanzwette ein, ob 150 andere Unternehmen pleitegehen – und verlor. Der Spaß kostete das Unternehmen 150 Millionen Euro. Aus Dokumenten, die der taz vorliegen, geht hervor, dass Sarrazin das Geschäft nicht verstanden hatte. Und es trotzdem durchwinkte.

Zur Erinnerung: Sarrazin hat auch mal einen Speiseplan für Hartz IV-Empfänger erstellt, um ihnen zu zeigen, dass man sich mit Bratwurst aus dem Discounter vom Regelsatz ernähren kann. Nach dem Motto: Die können ja alle nicht rechnen. Den Regelsatz hochsetzen? Nein, nicht nötig. Das wäre ja zu teuer für die öffentliche Hand.

Schon damals wirkte seine Einlassung reichlich überheblich. Heute muss man hinzufügen: Für die von der BVG verspielten Gelder hätte man unzählige Biobratwürste im Delikatessladen kaufen können. Das Geld wäre deutlich besser angelegt. ANTJE LANG-LENDORFF

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