Polizei und Diskriminierung: Vorurteile werden verstärkt
Dass sich viele Migranten, vor allem die jungen und männlichen, von der Polizei diskriminiert fühlen, ist keine Überraschung. Jeder hat schon einmal beobachtet, wie vorzugsweise dunkelhäutige Männer auf der Fußgängerzone herausgegriffen und nach Drogen untersucht werden. Und fast jeder hat einen Bekannten nichtdeutscher Herkunft, der sich darüber beklagt, dass er ständig seinen Ausweis vorzeigen muss – ohne dass er sich irgendwie auffällig verhalten hätte. Doch warum sollte die Polizei weniger Vorurteile haben als die Gesellschaft?
KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN
Dass Roma stehlen, Libanesen Drogen verkaufen und Türken andere krumme Geschäfte machen, diese Klischees sind tief in der Bevölkerung verankert. Wenn man davon ausgeht, dass Kriminalität eng mit dem sozialen Status verknüpft ist, wäre es sogar nahe liegend, wenn es unter der von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Migrantenbevölkerung tatsächlich mehr Kriminalität gäbe. Statistisch beweisen lässt sich das immer weniger, weil viele Einwanderer inzwischen den deutschen Pass haben und – zu Recht – nicht gesondert aufgeführt werden.
Doch die tatsächliche Kriminalität steht in keiner Relation zur öffentlich wahrgenommenen. Wenn Polizisten bei ihren Routinekontrollen sich hauptsächlich Migranten herauspicken, werden sie unter ihnen auch mehr schwarze Schafe finden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein nicht allzu abgewrackt aussehender Deutscher mit großen Mengen an Drogen in eine Polizeikontrolle gerät, ist geringer. Doch auch das Problem der Wahrnehmung durch die Bevölkerung schaukelt sich durch das selektive Vorgehen der Polizei hoch: Passanten, die sehen, wie ein Schwarzer an die Wand gestellt und nach Drogen kontrolliert wird, denken in den wenigsten Fällen, dass da jemand diskriminiert wird – sondern eher, dass dieser Mensch bestimmt nicht zu Unrecht angehalten wurde.
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