KOMMENTAR: HENNING BLEYL ÜBER DIE BREMA: Kontrolleur an langer Leine?
Die Landesmedienanstalt erfüllt wichtige Aufgaben, die allesamt mit Integrität, Verhältnismäßigkeit und Anstand im besten Sinne des altmodischen Wortes zu tun haben. Sie kontrolliert beispielsweise, welche Sendungen den Jugendschutz gefährden oder den Tatbestand der Schleichwerbung erfüllen. Umso bitterer ist, dass sich nun die Anstalt selbst mit handfesten Vorwürfen konfrontiert sieht: Ihr langjähriger Direktor wird von den eigenen Gremien der Untreue im Amt verdächtigt.
Die Anschuldigungspalette reicht von Scheinbeschäftigung bis zur Zubilligung eines im Gesetz nicht vorgesehenen Vizedirektorsposten, auch Kleinigkeiten wie Klingelton-Abos auf Kosten der Anstalt gehören zur Gemengelage. Rätselhaft bleibt, was den damaligen Direktor zu solchen Begünstigungen, wenn es denn welche waren, motiviert haben könnte. Zwar ist Schneider als jahrelanger persönlicher Referent des Bürgermeisters ebenso gut im sozialdemokratischen Universum orientiert wie manche seiner früheren Mitarbeiter, nach Genossenfilz sieht es dennoch nicht aus. Einige Insider interpretieren die Vorgänge eher als Schlammschlacht zu Lasten des ohnehin geschröpften Bürgerfunks. Bleibt die Hoffnung auf gerichtliche Aufklärung – damit sich die Anstalt möglichst unbeschadet wieder der Kontrolle anderer widmen kann. Der Bedarf ist groß genug.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen