: Konzern meldet Erfolg bei H5N1-Impfung
GlaxoSmithKline forscht nach einem Schutz für den Menschen gegen die Vogelgrippe. Gestern präsentierte das Unternehmen Studienergebnisse, die auch die Zulassungsbehörden hoffnungsvoll stimmen. Doch noch handelt es sich nur um Prototypen
VON STEPHAN KOSCH
Bei der Suche nach einem Impfstoff für Menschen gegen den Vogelgrippevirus H5N1 ist dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline nach eigenen Angaben der Durchbruch gelungen. Möglicherweise könne bereits ab Ende des Jahres die Massenproduktion beginnen, erklärte Glaxo-Chef Jean-Pierre Garnier gestern in London. Das Besondere an dem neuen Impfstoff: Er kommt mit einer deutlich geringeren Menge Wirkstoff – dem so genannten Antigen – aus als die Mittel der Konkurrenten. Das würde im Falle einer Pandemie eine schnelle Produktion von sehr viel Impfstoff ermöglichen. Eine solche weltweite Ausbreitung der Seuche droht, wenn das H5N1-Virus so mutieren sollte, dass es sich auch von Mensch zu Mensch überträgt.
Endgültig entwickelt werden kann der Impfstoff erst, wenn sich das Virus entsprechend verändert hat, weil er direkt auf die neue Form zugeschneidert werden muss. Weltweit arbeiten die Forscher in den Pharmakonzernen jedoch längst an Prototypen, in die die Mutation dann eingepasst werden kann. Neben Glaxo sind unter anderem der US-Konzern Baxter und die französische Sanofi Aventis auf der Suche nach dem richtigen Impfstoff. Sanofi hatte im Mai berichtet, dass zwei Impfungen mit einem Mittel, das 30 Mikrogramm Antigen enthält, gute Ergebnisse gebracht hätten.
Glaxo erklärte nun, dass 80 Prozent der Testpersonen auf sein Mittel mit nur 3,8 Mikrogramm Antigen mit der Bildung von Antikörpern gegen H5N1 reagiert hätten. Verantwortlich dafür sei ein neuer Zusatzstoff, ein so genanntes Adjuvans, der das Immunsystem anregt und die Reaktion verstärkt. Die geringere Menge Antigen würde die Produktionskosten enorm senken –eine Impfung würde rund 7,40 US-Dollar kosten. Das Unternehmen will nun mit den Regierungen darüber reden, ob sie den Impfstoff für ihre Bevölkerung ordern wollen.
Analysten der Deutschen Bank rechnen damit, dass Glaxo mit dem bereits jetzt entwickelten Mittel auch ohne Pandemie im Jahr rund zwei Milliarden US-Dollar Umsatz machen könnte. Denn das Mittel basiert auf einem bereits unschädlich gemachten H5N1-Virus und würde zumindest die Gefahr einer Ansteckung verringern. „Der Impfstoff könnte Menschen schützen, die durch Asien reisen oder mit infiziertem Geflügel zu tun haben“, sagte Glaxo-Sprecher Florian Martius. Zudem kann so ein präpandemischer Impfstoff das Immunsystem des Menschen auf den Pandemie-Erreger vorbereiten.
Allerdings muss auch dieser Impfstoff erst zugelassen werden. Glaxo will dies in den kommenden Monaten beantragen. In Deutschland dafür zuständig ist das Paul-Ehrlich-Institut in Langen. Sprecherin Susanne Stöcker wollte sich vor dem Antrag nicht konkret zu dem von Glaxo entwickelten Mittel äußern. Allerdings stimme die Mitteilung des Unternehmens hoffnungsvoll, dass das Prototyp-Prinzip funktioniere. Dann könne im Falle einer Pandemie schnell ein Impfstoff hergestellt werden.
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