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Fast eine Schlemmerei

WAS DER KÜHLSCHRANK HERGIBT Eine Suppe aus Zwiebeln und Butter, zartes Grün für die schlichte Grandezza der Kartoffel. Und Schokoreste zum Dessert

Was noch übrig war

■ Im Kühlschrank: Feldsalat, Butter oder Margarine, Senf, ein Rest Weißwein

■ Im Schrank: mindestens 3 Zwiebeln, Kartoffeln, Kresse, getrockneter Majoran, Kuvertüre

■ Immer da: Salz, Pfeffer, Dill, Tomatenmark, Honig, Öl, Essig, Zucker, Haferflocken oder Müsli, Rosinen, Nüsse, Kaffee, Mehl, Pfefferminz(tee), Brühe, Gewürze

VON UNDINE ZIMMER

Es ist ein Bedürfnis, das fast jeder irgendwann im Leben einmal hat: abnehmen, den Körper reinigen. Das Mittel zum Zweck heißt dann Diät oder Fasten und bedeutet in beiden Fällen: nichts, oder zumindest fast nichts zu essen. Ich habe in meinem Leben mehrere Male gefastet – nie lange, stets nur ein paar Tage – und auch einmal eine Diät ausprobiert, die auch nur eine Woche dauerte und von Kompromissen begleitet war.

Eine Diät ist keine Notlösung, sie muss immer eine Willensentscheidung sein. Und am besten macht man sie zusammen mit ein paar Freundinnen. Denn nichts motiviert so sehr zum Durchhalten, wie wenn alle anderen schlappmachen und gestehen, dass sie gestern Abend nicht nur das vorgeschriebene Rohgemüse geknabbert haben, sondern sich auch noch eine panierte Aubergine gegönnt haben. Aber das Beste an einer Diät, egal ob und wie lange man sie durchhält, ist, dass das Essen danach so gut schmeckt wie noch nie. Intensiver. Es befriedigt auch viel mehr als sonst.

Der Körper meldet sich plötzlich mit Appetit auf Dinge, die man schon lange nicht mehr bewusst geschmeckt hat. Eine gekochte Kartoffel mit Butter und etwas Salz zum Beispiel schmeckt nie so gut wie nach zwei Tagen, an denen der Magen sich ganz von allen Reserven geleert hat und die Fantasie schon diverse Gerichte probiert hat.

Aber da wir heute keine Diät machen, kochen wir uns zur Vorspeise eine Zwiebelsuppe: 1–3 Zwiebeln in dünne Ringe schneiden und in einem Löffel Butter auf kleiner Wärme andünsten, bis die Zwiebeln glasig sind, dann bekommen sie einen süßlichen Geschmack. Auf die restlichen Zwiebeln einen Löffel Mehl verrühren, sodass das Mehl nicht klumpt, und dann mit Brühe ablöschen. Und falls noch ein Rest Weißwein im Kühlschrank stehen sollte: Zwiebeln erst mit dem Wein ablöschen und dann die Brühe dazugießen. 10 bis 15 Minuten köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ein bisschen Majoran passt gut dazu.

Das Beste an einer Diät ist, dass das Essen danach so gut schmeckt wie noch nie. Intensiver. Es befriedigt auch viel mehr als sonst

Damit wir heute satt werden, kochen wir nicht nur eine, sondern so viele Kartoffeln, wie wir wollen. Dazu brauchen wir noch etwas Frisches, zum Beispiel Feldsalat. Der wächst auch im Winter gut und ist sogar recht pflegeleicht, falls man ihn zu Hause ziehen möchte. Genauso wie die Kresse. Sie ist unscheinbar und enthält viel Vitamin C und Mineralstoffe. Den Feldsalat oder die Kresse machen wir mit einer einfachen Soße an: einen halben Teelöffel Senf in zwei Esslöffeln lauwarmem Wasser auflösen, mit einem halben Teelöffel Honig oder Zucker verrühren, Olivenöl dazugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluss können wir über den Salat und die Kartoffeln ein paar kurz geröstete Kerne, Leinsamen oder Nüsse streuen. Und wer gerade gar kein Grün da hat, kann ja auf Tiefkühlkräuter zurückgreifen, damit die Kartoffel nicht so nackt ist.

Damit es gar nicht mehr nach Fasten aussieht, machen wir zum Nachtisch Schokoflakes. Gibt es noch etwas Schokolade oder Kuvertüre im Haus? Die in einem Wasserbad schmelzen. Man kann die Schokolade mit einem Schluck Kaffee strecken. Dann Kornflakes oder Müsli in die flüssige Schokolade einrühren, bis sich Klümpchen bilden. Diese auf Butterpapier im Kühlschrank abkühlen lassen – fertig ist der Nachtisch.

Undine Zimmer, 34, hat früh gelernt, Lebensmittel effizient zu nutzen. Sie schreibt hier alle vier Wochen über das Kochen mit Resten. Im Fischer Verlag ist ihr Buch „Nicht von schlechten Eltern. Meine Hartz-IV-Familie“ erschienen.

Die Essecke: Neben Undine Zimmer schreibt Philipp Maußhardt hier über vergessene Rezepte, die Köchin Sarah Wiener komponiert aus einer Zutat drei verschiedene Gerichte, und Jörn Kabisch spricht mit Praktikern der Küche

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