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die taz vor zehn jahren zum kleinkrieg zwischen hisbollah und israel in der damaligen „sicherheitszone“

Den gestrigen Anschlag auf eine israelische Patrouille mit fünf toten Soldaten nennt die Hisbollah Widerstand gegen die israelische Besatzungsarmee im Südlibanon. Israel tituliert es als Terror in der von ihr geschaffenen Sicherheitszone. Tatsache ist: Der Südlibanon ist derzeit der instabilste Faktor in Nahost. Und die erste Nagelprobe für den designierten israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu. Denn dort muß er sein hundertfach wiederholtes Wahlversprechen, für Sicherheit zu sorgen, unter Beweis stellen.

Kein einfaches Unterfangen. Auch Netanjahu blickt dabei auf eine Serie von gescheiterten israelischen Versuchen zurück. Operationen wie „Früchte des Zorns“, die vor zwei Monaten 174 meist libanesischen Zivilisten das Leben kostete, führen offensichtlich nicht zum gewünschten Erfolg. Netanjahu weiß, daß nur ein Abkommen mit Syrien, dem Sponsor der Hisbollah, die Situation stabilisieren kann.

Freilich wird der Likud als erstes versuchen, den versprochenen sicheren Frieden herbeizubomben – auch gegen Syrien. Doch zahllose militärische Aktionen im Libanon haben gezeigt, daß israelische Militärschläge gegen die Hisbollah wenig bewirken. So wird derzeit diskutiert, ob man in Zukunft nicht die syrischen Stellungen im Libanon unter Feuer nimmt. Nach dem Motto: Ziele nicht auf das Fahrzeug, sondern auf den Fahrer.

Und wenn die israelische Armee die Syrer erst mal richtig unter Druck gesetzt hat, so die Likud-Hoffnung, dann ist es auch zu einem günstigen Abkommen für den Südlibanon nicht mehr weit. Ein Spiel mit dem Feuer. Je nach syrischer Reaktion könnte die Situation damit schlagartig eskalieren.Karim El-Gawhary in der taz vom 11. 6. 1996

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