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LESERiNNENBRIEFE

Leerstand in den Köpfen

■ betr.: „Die letzte Brache in der Mitte“, taz vom 4. 8. 10

Seit 1991 ist der Linienhof in der Kleinen Rosenthaler Straße 9 ein offener Ort, der von verschiedensten Menschen und Gruppen künstlerisch, handwerklich und kreativ nach dem „Do it yourself“-Prinzip genutzt wird. Als Nischenprojekt ermöglicht der Linienhof Menschen ohne oder mit wenig Geld den Zugang zu Raum, Werkstätten, Werkzeugen und fachlichem Austausch. Diesem will nun eine private Bauherrengemeinschaft ein Ende bereiten.

Leicht zu verstehen ist, dass jemand, der in dem Dilemma steckt, ein linker Autor oder eine Kulturstiftende zu sein und diesen Ruf wahren zu wollen und gleichzeitig das private Glück auf Kosten gewachsener linker Strukturen zu bauen, natürlich Begründungen sucht, um moralisch möglichst gut dazustehen. Deren Koketterie mit linken und alternativen Ideen taucht da auf, wo sie nützlich sein kann, und endet dort, wo das Eigeninteresse anfängt. Dann wird aus einem Zwei-Millionen-Wohnhaus für fünf Familien ein „Mehrgenerationenwohnprojekt“ und aus einem wichtigen und langjährigen Projekt eine „Brache“. Dort allerdings findet eine ganze Menge statt!

Greffrath und Völckers beklagen, es hätte keine Ansprechpartner des Linienhofes gegeben, doch die Korrespondenz zwischen Greffrath und dem Anwalt des eingetragenen Vereins Kathedrale widerlegen dieses. Dass sie sich konkret um Ersatzobjekte bemüht hätten oder sogar mit den NutzerInnen zum Senat gegangen wären, um nach einer Lösung zu suchen, ist schlicht gelogen. Stattdessen versuchten sie, den Verein mit bis zu 15.000 Euro zu bestechen, damit das Projekt leise verschwindet. Mit einer solchen Summe jedoch kann so ein Projekt nicht gerettet werden, es stellt eher den Versuch dar, sich aus der Verantwortung zu kaufen. Natürlich ist es schwierig, ein Ersatzobjekt zu vergleichbaren Bedingungen zu finden. Letztendlich soll hier dasselbe passieren wie überall – Vertreibung unkommerzieller Strukturen aus den Innenstädten. JENS LIEBERMANN und andere

UnterstützerInnen des Linienhofs

Deutschtümelndes Event

■ betr.: „Wo Hopfen und Malz verloren ist“, taz vom 9. 8. 10

Der Autor vermittelt den Eindruck, dass die langjährige Intervention der AnwohnerInneninitiative Gegen rechts auf der sogenannten Biermeile sinnlos ist, weil es besser sei, dieses Massenbesäufnis an sich „vorbeirauschen“ zu lassen. Dass es AnwohnerInnen gibt, die sich diesem deutschtümelnden Event nicht entziehen können, dass es Touristen gibt, die aufgrund ihrer Herkunft dort Opfer werden, dass es Frauen gibt, die sich widerlichen Anmachen ausgesetzt sehen, dass die Bewegungsfreiheit von marginalisierten Gruppen für drei Tage in Friedrichshain stark eingeschränkt ist – das kommt dem Autor nicht in den Sinn.Was sich unter anderem die „ältere Dame“ (immerhin die migrationspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus) an dem Tag an rassistischen, nationalistischen und antilinken Diskussionsbeiträgen anhören durfte, ist der taz keine Zeile wert. Lieber wird über angeblich verklemmte Linke schwadroniert, die dumme Flyer schreiben. Zu Protokoll: Auf der Biermeile wird deutsche Konformität gefeiert und gefordert.

MARKUS ROTH, Antifa Friedrichshain

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