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KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER KITAS IN WOHNGEBIETENProtest der Feiglinge

Ab ins Gewerbegebiet mit den kleinen Schreihälsen – so sieht das Herz für Kinder der anonymen Flugblattschreiber aus

Feiger geht’s nicht: Nun werden in den Elbvororten schon anonym Vorbehalte gegen neue Kindertagesstätten geschürt, von Menschen, die laut eigener Aussage „die meisten Steuern zahlen“. Diskussionen scheinen nicht gewollt, falsche Angaben – etwa zur geplanten Größe – zeigen, dass es nicht um Information und Verständigung, sondern um pure Demagogie und Konfrontation geht. Hanseatisch ist das nicht, verschlagen allemal.

Mit dem Protest der Feiglinge findet das Aufbegehren gegen Kitas in Wohngebieten einen neuen Höhepunkt.

Dass gerade diejenigen, bei denen der Zweitwagen zur Grundausstattung gehört, gegen eine sehr überschaubare Verkehrserhöhung protestieren, zeigt die Heuchelei, die den Protesten zugrunde liegt. Und dass die Kinder neben dem Lidl-Parkplatz, direkt an der lauten Behringstraße, besser aufgehoben sein sollen: Unfassbar. Ab ins Gewerbegebiet mit den kleinen Schreihälsen – so sieht das Herz für Kinder der anonymen Flugblattschreiber aus.

Ihr Vorgehen belegt, wie richtig es war, im neuen Hamburger Lärmschutzgesetz zu verankern, dass Lärm als normale Lebensäußerung von Kindern in Wohngebieten hinzunehmen ist. Das hebelt Proteste zwar nicht aus, zeigt aber zumindest symbolisch auf, dass solche lärmenden Anwohner – und nicht die Kinder – hier unerwünscht sind.

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