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Bei Stromausfall kühlen Notaggregate den Reaktorkern. In Forsmark sind zwei Motoren nicht angesprungen

BERLIN taz ■ Nach einem Kurzschluss im Stromnetz nahe dem schwedischen Atomkraftwerk Forsmark wurde der Reaktor am 25. Juli sofort abgeschaltet. Er konnte jetzt nämlich den produzierten Strom nicht mehr ins Netz einspeisen. Auch die interne Stromversorgung lief durch den Kurzschluss instabil. Eine zuverlässige Stromquelle musste her.

Die Anlagenkonstrukteure haben für einen solchen Fall Notstromaggregate ins Kraftwerkssystem eingebaut: Zwei dieser Aggregate werden benötigt, um den Reaktorkern zu kühlen. Zwei weitere Stromaggregate sollen selbst bei Ausfall der Notstromversorgung die Reaktorsicherheit garantieren.

Strom erzeugen sie aus Diesel. Wie beim Auto brauchen sie aber einen Starterstrom, der den Zündvorgang des Dieselmotors auslöst. Im schwedischen Forsmark hätte das über sogenannte Wechselrichter funktionieren sollen – Geräte, die Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. Doch zwei dieser Inverter versagten den Dienst. „Wäre jetzt einer der Ersatzdiesel beispielsweise in der Wartung gewesen, hätte der Reaktor des Atomkraftwerks nicht genügend Kühlung gehabt“, sagt Horst May von der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS).

Zwar wollen die Techniker nicht darüber spekulieren, wie schlimm die Folgen einer nur halb funktionierenden Kühlung gewesen wären. Für Atomkritiker wie Henrik Paulitz von den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) steht jedoch fest: „Nur halb so viel Kühlung wie nötig führt natürlich zum Wärmestau, der schlimmstenfalls eine Kernschmelze zur Folge hat.“ Tschernobyl zeigte vor 20 Jahren die fatalen Auswirkungen einer Kernschmelze.

Forsmark und deutsche AKWs unterscheiden sich in der Art, wie Notstromaggregate angefahren werden. Hierzulande wird die Steuerung der Notdiesel mit Gleichstrom aus Batterien versorgt. „Es besteht deshalb keine Gefahr, dass sich die technische Panne von Forsmark hier 1:1 wiederholt“, so Experte May.

NICK REIMER

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