Schleim im Rhein

Seit Tagen treibt ein Fettfilm auf dem Rhein bei Düsseldorf. Für Wasservögel ist der klebrige Schleim lebensgefährlich. Ursache: Unbekannt. Umweltamtsleiter: „Da ist eine Riesenschweinerei passiert“

VON MIRIAM BUNJES

Seit dem Wochenende fischen Düsseldorfs TierschützerInnen täglich Enten mit verklebten Gefieder aus dem Rheinwasser. Gelblicher, ranzig riechender Schleim macht sie so bewegungsunfähig, dass sie sich nur mit Mühe über Wasser halten können. Der Schleimfilm treibt seit dem Wochenende auf dem Rhein in Düsseldorf. An vier zum Teil kilometerweit auseinander liegenden Stellen ist er an die Ufer getrieben. „Dort ist es besonders gefährlich für Wasservögel“, sagt Werner Görtz, Leiter des Düsseldorfer Umweltamts.

Für Menschen nicht, beruhigen die Stadtsprecher Düsseldorfs BewohnerInnen, die zu hunderten bei der Stadt und bei der privaten Entenhotline anrufen. Woraus der gelbe Schleim besteht, weiß allerdings niemand. Das Labor des städtischen Umweltamtes hat frühestens am kommenden Dienstag Ergebnisse. „Den geretteten Vögeln geht es aber inzwischen wieder gut“, sagt Werner Görtz. Tierschützerinnen haben etwa 30 verklebte Enten aufgenommen und baden sie mehrmals täglich mit Geschirrspülmittel. Anders als bei Mineralölunfällen dringt der Düsseldorfer Schleim nicht bis auf die Haut vor. „Wenn das Fett abgespült ist, sind die Vögel gesund“, so Görtz. Er ist inzwischen überzeugt, dass es „keine kleine Menge ist, die da in den Rhein gelangt ist“ und hat gestern bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Da ist eine Riesenschweinerei passiert.“

Das glaubt auch Dirk Jansen vom nordrhein-westfälischen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Dafür spricht allein schon der Abstand zwischen den Fundstellen.“ Entweder ein Schiff habe seinen Tank durchgespült oder bei der Belieferung eines Düsseldorfer Industriebetriebs sei ein Unfall vertuscht worden. „Jetzt haben die Behörden erstmal einen Ermittlungsauftrag.“

Auf Landesebene halten sich die zuständigen Ämter damit aber erstmal zurück. „Das ist ein lokales Problem“, heißt es aus dem Landesumweltamt. Und auch das Ministerium von Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) verweist zunächst ans Innenministerium. Nach einer taz-Anfrage hat sich die vor einigen Monaten eingerichtete Stabsstelle Umweltkriminalität gestern Nachmittag dann doch mit dem Düsseldorfer Umweltamt in Verbindung gesetzt. „Solange der Film sich nicht ausweitet, ist aber erstmal die Wasserschutzpolizei vor Ort zuständig“, betont Uhlenbergs Sprecher Markus Fliege.

Wenn ein Schifftank die Ursache für die Verschmutzung war, hat die Polizei eine schwierige Aufgabe. Auch Binnenschiffe unterliegen dem internationalen Seerecht, das die Daten der Schifffahrtsbehörde vor der nationalen Wasserpolizei schützt. In NRW weiß die sowieso nichts von ihrem Auftrag. „Da waren am Wochenende ein paar verklebte Schwäne“, sagt ein Beamter. „Von weiteren Ermittlungen wissen wir nichts.“ Gestern gab es beim Düsseldorfer Umweltamt erstmals eine Fett-Meldung rheinaufwärts aus Monheim. Rheinabwärts ist der Schleim noch nicht angekommen.