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Kult nur noch über Band und CD

SCHLUSS BEI DEN PUHDYS

„Auf Lebenszeit“ – es soll Leute geben, die ihre Ehe unter dieses Motto gestellt haben

Dann eben doch nicht auf „Lebenszeit“, einem ihrer schönsten Lieder: Die Puhdys wollen nach 45 Jahren aufhören, statt auf der Bühne Gitarre, Drumsticks und Mikro für immer aus der Hand zu geben. Sie hören auf, angeblich endgültig, jedenfalls ab 2016. Für alle ohne Ost-Vita oder Interesse an Ost-Rock oder überhaupt gutem Rock oder an Eishockey: Die Puhdys sind die wendeüberdauernde klassische Kultband, ihre Musik ist untrennbar verbunden mit dem Filmklassiker „Paul und Paula“, mit dem mehrfachen deutschen Meister Eisbären Berlin, für die sie die ebenfalls Kult gewordene Hymne „Hey, wir woll’n die Eisbär‘n seh’n“ schufen.

Künftig also soll es diesen Kult nur noch vom Band geben, von der CD, vom Download. Sie wollen sich wirklich trennen, diese fünf Musiker um den 69-jährigen Sänger Dieter Birr, genannt „Maschine“, endgültig, nicht nur kurzfristig wie 1989 nach den ersten 20 Jahren.

„Auf Lebenszeit“ ließ noch anderes vermuten: „Sind nicht zu trennen, bleiben vereint, ob Nacht heran zieht, Morgen erscheint. Sie finden zueinander – auf Lebenszeit.“

Es soll Leute geben, die ihre Ehe unter dieses Motto gestellt haben. In der letzten Strophe hatten die Pudhys auch schon für schwere Zeiten vorgesorgt: „Sitzen zwei schon im Schatten, sitzen da auf einer Bank, der eine fühlt sich müde, der andere fühlt sich krank. Sie hielten zueinander – auf Lebenszeit.“

Sie wollen ja durchaus noch singen und auftreten – solo,das sei weniger stressig, wird das Management zitiert. Das klingt, als hätten die Puhdys auf ihre alten Tage ihre Form der Work-Life-Balance gefunden. Vorzeitig aus den Latschen zu kippen, wollten sie sowieso nie, das haben sie schon in einem anderen ihrer Hits klar gemacht: „Alt wie ein Baum möchte ich werden, mit Wurzeln, die nie ein Sturm bezwingt.“ STEFAN ALBERTI

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