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„Den Ruhm lasse ich Engeln wie Bono“

JOURNALISMUS Die ehemalige Klatschreporterin Jane Bussmann hat eine Komödie über Hollywood und die Kämpfe in Uganda geschrieben. Ein Gespräch über Krieg und Angelina Jolies Safarihose

Jane Bussmann

■ war Comedyautorin bei der BBC und Celebrityjournalistin in Hollywood. Das Buch „Von Hollywood nach Uganda“ erschien auf Deutsch in der Edition Tiamat. Die Comedyshow „The Worst Date Ever“ ist am Samstag, 25. 09., im NBI in der Kulturbrauerei in Berlin zu sehen.

INTERVIEW NINA APIN

taz: Frau Bussmann, lassen Sie uns mit Ihrer eigenen Zauberfrage für Prominenteninterviews beginnen: Sie sind in fantastischer Form – was ist Ihr Geheimnis?

Jane Bussmann (lacht): Viel Reisen, viel essen, hungern, fressen, wieder hungern … und manchmal etwas Fitness.

Da dies aber ein Interview für eine linke Tageszeitung ist, folgende Frage: Sie haben eine Komödie über Uganda gemacht. Was ist so lustig an Kindersoldaten?

Nichts natürlich. Mich belustigte die unglaubliche Heuchelei, die ich in Uganda vorfand. All diese Helfer, die den ganzen Tag die Hände rangen und riefen, wie furchtbar alles sei. Sonst taten sie nichts, außer in riesigen 80.000-Dollar-SUVs herumzufahren. Diese Kultur der Nützlichkeit, die den Krieg nur verlängert hat, war eine absurde Komödie. Der Slapstick ergab sich aus meiner Person: einem weißen Mädchen aus London, das einen früheren Mitarbeiter des Weißen Hauses verfolgt. Und dann plötzlich in Uganda über den Krieg recherchiert. Anstatt mit diesem tollen Mann in einer Safari-Lodge zu sitzen und Martinis zu mixen – was mein ursprünglicher Plan gewesen war.

Sie waren Klatschreporterin in Hollywood. Dann verbrachten Sie sechs Wochen in Uganda, um über verschleppte Kinder zu recherchieren. All das, weil Sie in den Konfliktlösungsexperten John Prendergast verliebt waren. Dachten Sie im Ernst, er würde Sie heiraten?

Tja. Am schlimmsten ist, dass ich ihm meine Liebe nie gestanden hatte. Erst als klar wurde, dass aus dem Material eine Comedy-Show werden würde, versuchte ich es. Aber er hatte keine Zeit, er war auf den Weg in den Sudan, Kriege beenden. Schließlich trafen wir uns in einem New Yorker Theater, zehn Minuten vor der Show. Ich haspelte: Es ist eine Komödie. Und ich steh auf dich. Dann musste ich auf die Bühne und vor seinen Augen Witze darüber machen, wie verliebt ich war. Aber er lachte sein tiefes Friedensstifterlachen. Und das Publikum stimmte ein. Gerettet.

Auf Uganda bereiten Sie sich mit dem Kauf einer Safarihose vor, die Angelina Jolie bei ihren Afrikabesuchen trug. Nicht gerade rühmlich für eine angehende Kriegsreporterin.

Die rühmliche Rolle überlasse ich gern Leuten wie Bono, die wie weiße Engel in Afrika einschweben. Bei einem Thema wie Uganda kannst du dem Publikum nicht mit Moral kommen, das sorgt nur für Langeweile. Also konzentriere ich mich im Buch und der Show darauf, mich in meiner ganzen Tragik darzustellen: Nicht sehr attraktive Peoples-Journalistin liebt sehr attraktiven politisch Engagierten. Die Komik hilft dem Publikum, sich auf das wirkliche Thema einzulassen. Die Frage, wie es passieren kann, dass der verrückte Rebellenführer Joseph Kony seit 1986 zehntausende Kinder entführen, vergewaltigen und zu Kindersoldaten machen lassen kann. Und niemand ihn daran hindert. Der Konflikt in Uganda gilt hierzulande als unlösbar. Ist er aber nicht.

Sie sprachen mit Kindern, Müttern, Militärs, den Vereinten Nationen. Am Ende Ihrer Recherchen scheiterte eine Veröffentlichung in der Sunday Times daran, dass eine E-Mail fehlgeleitet wurde. Sind Buch und Show das Ergebnis Ihres journalistischen Scheiterns?

Ich bin immer noch untröstlich wegen der Sunday Times. Aber vielleicht war es besser so. Komödie ist ein gutes Vehikel, um ein ernstes Thema an ein breites Publikum zu bringen. An einen Witz erinnert man sich. Darum baute ich an den schlimmsten Stellen meines Buches die brutalsten Witze ein.

Am deftigsten ist Ihre Beschreibung von Hollywood – Sie sprechen vom „goldenen Zeitalter der Bescheuerten“ in L. A. und sparen nicht mit großen Namen. Wie stark beschäftigt sind Ihre Anwälte?

Es geht. Im Vorfeld gab es eine sorgfältige rechtliche Prüfung – allerdings ging es dabei eher um Behauptungen über ugandische Politiker als um die Hollywood-Promis. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass Nicole Richie unterernährt ist und Britney Spears verwirrt. Trotzdem schreiben alle, dass sie fantastisch in Form sind. Ich hasse nicht die Promis, sie tun mir leid. Ich hasse die Welt der Klatschblätter …

in der Sie vermutlich keinen Job mehr bekommen.

Von wegen! Kürzlich rief wieder jemand an, ob ich Lust hätte, XY für eine Diätgeschichte zu interviewen. Ich weiß nicht, was ich noch machen muss, um diese Leute zu verärgern.

Vielleicht eine neue Comedy?

Ja, meine nächste wird vom Sudan handeln. Dann ist bestimmt Ruhe.

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